Luftfahrzeuge astrologisch
Viele Flugzeuge haben aber neben der Typbezeichnung noch einen individuellen Namen und sind damit ein individuelles Einzelstück. Flugzeuge, Luftschiffe und Raumfähren, sie alle verbinden sich beim Jungfernflug erstmals mit dem ihnen typischen Element Luft. Der Jungfernflug eines Flugzeugs ist daher der richtige Augenblick für das Radix. Das „Rollout“, also das erste Verlassen des Flugzeughangars oder die erste Präsentation in der Öffentlichkeit sind nicht von Bedeutung, denn das Flugzeug hebt nicht ab in die Lüfte, sondern bleibt am Boden. Es ist nicht die symbolische erste Luftberührung, wie sie für die Begegnung eines Flugzeugs mit seinem Element wesensmässig und für das Radix notwendig sein sollte.
Beispiel Jumbo-Jet Boeing 747 „Lockerbie-Maschine“ (Kennung N739PA Werksseriennummer 19646): Die Maschine wurde in USA produziert und unternahm ihren ersten Flug am 25.1.1970. . Sie wurde damals auf den Namen "Clipper Morning Light" getauft, später dann in "Maid of the Seas" umbenannt. Im Radix stehen sich Mars und Pluto in Opposition gegenüber, eine sehr negative Konstellation. Das Ende des Flugzeugs durch ein lybisches Bombenattentat am 21.12.1988 ist bekannt und forderte den Tod aller Insassen.
Beispiel Raumshuttle „Columbia“: Der erste Start der Columbia war am 12.04.1981, Cape Canaveral 7:00 EST . Chiron in Haus I deutet auf die Verwundbarkeit des Körpers selbst. Chiron ist der verletzte Heiler, der sich selbst nicht helfen kann. Mars in Konjunktion zur Sonne deutet sogar auf Selbstverletzung. Beide sind in Widder besonders aggressiv und bilden mit Venus eine Konjunktion. Venus ist Signifikator für den Namen Columbia (lat. die Taube) und in Widder im Exil stehend schwach. Alle drei Planeten erhalten von Pluto eine Opposition. Merkur steht für Reisen und im 12. Haus ist er geradezu der Flug ins Nirgendwo. Die persönlichen Planeten befinden sich alle in Feuerzeichen.
Beim letzten Flug des Shuttle realisieren sich alle diese negativen Potentiale. Während des Starts am 16.1.2003 10:39 EST löste sich von einem Treibstofftank ein Stück der Kunststoffisolierung und prallte gegen die Vorderkante des Shuttle-Flügels. Dort sind keramische Hitzeschutzschilde (Chiron), weil dort die Hitzeentwicklung später beim Wiedereintritt in die Erdatmosphäre am grössten ist. Dieser Schutz wurde verletzt (der verletzte Chiron) und war Ursache für den späteren Unfall beim Eintritt in die Atmosphäre. Alle Astronauten verloren ihr Leben. Der letzte Flug beginnt mit Mars auf 29° Skorpion genau dort, wo Uranus beim Jungfernflug zu sehen war. Bei der fehlgeschlagenen Landung (1.2.2003 14:00 UT Dallas) hat Mars dann die Spitze des achten Radixhauses erreicht.
-
Volker Schendel 13.10.2025
Sie müssen angemeldet sein um eine Bewertung abgeben zu können. Anmelden
Dr. Bernhard Firgau ist eine der profiliertesten Persönlichkeiten der zeitgenössischen Astrologie im deutschsprachigen Raum und hat sich als Gründungsmitglied der Sektion für Mundan- und Wirtschaftsastrologie im Deutschen Astrologen-Verband (DAV), vielfach publizierender Buchautor und engagierter Astrologieforscher einen Namen gemacht. Geboren 1954 in Heidelberg und hauptberuflich als Jurist und später als Notar tätig, fand Firgau über persönliche Krankheits- und Heilungserfahrungen Anfang der 1990er Jahre zur professionellen Beschäftigung mit astrologischer Forschung und Praxis. Diese ganzheitlichen, biographisch geprägten Dimensionen spiegeln sich in seiner astrologischen Arbeit und seinen Themen wider. Seine Werke verbinden nicht nur technische Präzision mit philosophischer Tiefe, sondern auch eine Brücke zwischen dem Individuellen und dem Kollektiven, die in der modernen Astrologie selten anzutreffen ist. Firgau's Ansatz ist geprägt von einer Sensibilität für die unsichtbaren Fäden, die Schicksale verweben – sei es in der Politik, Wirtschaft oder im persönlichen Leben. Durch seine juristische Herkunft bringt er eine methodische Strenge ein, die astrologische Deutungen vor willkürlicher Spekulation schützt und sie stattdessen auf empirische Beobachtung und historische Vergleiche stützt.
Ausbildung, Karriere und Engagement
Nach dem Jurastudium arbeitete Firgau zunächst im Verlagswesen und später als Richter am Landgericht Mannheim, bevor ihn gesundheitliche Herausforderungen und deren alternativmedizinische Behandlung zur Beschäftigung mit Grenzgebieten zwischen Schulmedizin, Naturheilpraxis und Astrologie führten. Aufgrund seines Erlebens engagierte Firgau sich politisch wie juristisch für die Anerkennung „geistigen Heilens“ und erwirkte 2004 ein Grundsatzurteil vor dem Bundesverfassungsgericht, das die Ausübung geistigen Heilens rechtlich liberalisierte. Dieses Urteil markierte nicht nur einen Meilenstein in der Anerkennung alternativer Heilmethoden, sondern spiegelte auch Firgaus Fähigkeit wider, astrologische Prinzipien mit rechtlicher Argumentation zu verknüpfen – ein Ansatz, der in seiner späteren Arbeit zur Mundanastrologie wiederkehrt, wo er kollektive Prozesse als resonante Felder interpretiert. Parallel dazu stieg Firgau zu einem der führenden Repräsentanten des Deutschen Astrologen-Verbandes auf und wurde 1999 geprüfter DAV-Astrologe. Von 2008 bis 2010 leitete er die Sektion Wirtschafts- und Mundanastrologie innerhalb des DAV und war ein gefragter Referent auf astrologischen Fachkongressen. Seine Vorträge, oft vor Hunderten von Fachleuten, beleuchteten nicht nur theoretische Feinheiten, sondern auch praxisnahe Anwendungen, wie die Deutung von Firmenhoroskopen in Zeiten wirtschaftlicher Krisen. Firgaus Engagement erstreckt sich darüber hinaus auf die Förderung junger Astrologen; er hat Workshops und Seminare geleitet, in denen er die Integration von klassischer und moderner Astrologie vermittelt, immer mit dem Ziel, die Disziplin als seriöse Geisteswissenschaft zu etablieren.
Schwerpunkte und Methodik
Firgau ist spezialisiert auf die Mundanastrologie, also die astrologische Untersuchung kollektiver Ereignisstrukturen und gesellschaftlicher Wandlungsprozesse. Zu seinen weiteren Forschungsfeldern zählen die Stundenastrologie mit besonderem Fokus auf juristische Fragestellungen sowie die Analyse von Gründungshoroskopen für Staaten, Firmen und Institutionen. In seinen Arbeiten thematisiert er, wie kollektive Schicksalsgemeinschaften – von Staaten über Parteien bis zu Firmen, Städten oder technischen Bauwerken – astrologisch betrachtet und in ihrem Wechselspiel gedeutet werden können. Diese Perspektive erweitert die traditionelle Astrologie um eine dimensionale Tiefe, in der individuelle Horoskope nicht isoliert, sondern als Teil größerer resonanter Netzwerke verstanden werden. Firgau's Methode betont die Qualität der Zeit (Kairos) als zentrales Konzept: Jeder historische Moment trägt eine einzigartige Signatur, die durch Planetenkonstellationen codiert ist und kollektive Entwicklungen vorhersagt oder erklärt.
Firgau verbindet klassische astrologische Prinzipien wie das Analogiedenken, das Konzept der Qualität der Zeit und die Resonanzlehre mit einem modernen, praxisnahen Zugang zu gesellschaftlichen und politischen Fragestellungen. Seine Herangehensweise ist dabei stets methodisch reflektiert und von juristischer Präzision geprägt. Wichtige Impulse bezieht er unter anderem aus der philosophischen Astrologie (etwa von Ficino, Paracelsus und Kepler). Besonders Ficinos Platonismus inspiriert Firgau zur Deutung von Planeten als archetypischen Prinzipien, die in kollektiven Prozessen wirken. Paracelsus' holistische Sicht auf Natur und Heilung findet in Firgaus Integration von Astrologie und Medizin Widerhall, während Keplers harmonikale Geometrie der Himmelskörper seine Analysen von Zyklen prägt. Insgesamt zeichnet sich Firgaus Methode durch eine Balance aus Empirie und Esoterik aus: Er verwendet historische Datenbanken von Horoskopen, um Muster zu validieren, und vermeidet dogmatische Interpretationen zugunsten einer offenen, dialogischen Deutung.
Publikationen und Bücher
Dr. Bernhard Firgau ist Autor einer Vielzahl von Büchern und Fachartikeln, die insbesondere die breitere Anwendung astrologischer Methoden in der Deutung von Zeitqualität, gesellschaftlichen Entwicklungen und persönlichen Begegnungen ermöglichen. Zu seinen wichtigsten Werken zählen:
„Praxisbuch Mundanastrologie“ (Chiron Verlag, 2007): Das umfangreichste deutschsprachige Handbuch zur astrologischen Analyse von Staaten, Parteien, Firmen, Bauwerken, politischen sowie technischen Ereignissen. Mit zahlreichen Beispielhoroskopen aus allen gesellschaftlichen Bereichen illustriert Firgau die Prinzipien, Methoden und Anwendungsmöglichkeiten der Mundanastrologie.
„Ingresse: Die Deutung des Zeicheneintritts von Planeten in Mundan- und Radixhoroskopen“ (Astronova, 2004): Ein Grundlagenwerk über die Deutung von Planeteningressen im Kontext kollektiver und individueller Horoskope.
„Schicksalsgefährten und ihr Sonnengeheimnis“: Ein Buch zur spirituellen und karmischen Dimension von Partnerschaften und Lebenswegen.
„Wahlprognose mit Astrologie“ (mit Gerhard Lukert): Ein Werk, das die Möglichkeiten astrologischer Prognoseverfahren in Bezug auf kollektive Wahlentscheidungen behandelt.
„Dualseelen-Astrologie“: Ein populärwissenschaftliches Werk zur spirituellen Deutung von Seelenpartnerschaften und Dualseelen.
Neben diesen Bänden hat Firgau zahlreiche Artikel in Fachzeitschriften wie „Merlin“ oder „AstroLogisch“ veröffentlicht, in denen er aktuelle Ereignisse – von Finanzkrisen bis zu geopolitischen Konflikten – astrologisch beleuchtet. Seine Schriften sind nicht nur deskriptiv, sondern auch prognostisch, und sie laden den Leser ein, selbst aktiv zu deuten, was Firgaus pädagogisches Talent unterstreicht.
Tiefgehende Analyse des „Praxisbuch Mundanastrologie“
Das „Praxisbuch Mundanastrologie“ von 2007 stellt ein Meilenstein in der deutschsprachigen astrologischen Literatur dar und umfasst mit 503 bis 512 Seiten ein monumentales Werk, das die Mundanastrologie von ihren theoretischen Grundlagen bis hin zu praxisnahen Anwendungen systematisch erschließt. Firgau gelingt es hier, ein Feld, das in der modernen Astrologie oft marginalisiert wird, wieder in den Mittelpunkt zu rücken und es zugänglich zu machen – sowohl für Einsteiger als auch für fortgeschrittene Praktiker. Die Struktur des Buches ist logisch aufgebaut und folgt einem dreigliedrigen Schema: Grundlagen, Methodik und Fallstudien, das den Leser schrittweise in die Komplexität der Mundanastrologie einführt.
Im ersten Teil widmet sich Firgau den theoretischen Fundamenten. Er beginnt mit einer klaren Definition der Mundanastrologie als „Astrologie der Welt“ (vom Lateinischen mundus), die sich von der Individualastrologie abhebt, indem sie kollektive Phänomene wie Staaten, Firmen oder Naturkatastrophen untersucht. Hier kontrastiert er klassische Prinzipien wie Analogie (z. B. Planeten als Symbole für gesellschaftliche Kräfte: Saturn für Strukturen und Einschränkungen, Uranus für Revolutionen) mit modernen Ergänzungen, wie der Resonanzlehre, die kollektive Horoskope als vibrierende Felder begreift. Firgau betont die „Qualität der Zeit“ als zentrales Konzept, inspiriert von antiken Denkern wie Ptolemaios, und erläutert, wie Ingressen (Eintritte von Planeten in neue Zeichen) generationenübergreifende Wandelprozesse markieren. Diese Abschnitte sind von juristischer Präzision geprägt: Jede Deutung wird mit Quellen belegt, und Firgau vermeidet esoterische Übertreibungen, indem er auf historische Beispiele zurückgreift, etwa die Deutung der Großen Konjunktion von Jupiter und Saturn als Vorläufer globaler Paradigmenwechsel.
Der zweite Teil, der methodischen Kern, ist das Herzstück des Buches und umfasst detaillierte Anleitungen zur Erstellung und Deutung von Horoskopen für Kollektive. Firgau erklärt, wie man Radixhoroskope für Ereignisse wie Gründungen (z. B. Spatenstich für Bauwerke oder Eintragung ins Handelsregister für Firmen) berechnet und interpretiert. Er diskutiert Wechselwirkungen zwischen Horoskopen – etwa wie ein Staats-Horoskop mit Firmenhoroskopen interagiert – und integriert Techniken wie Transite, Direktionen und Astrokartographie. Besonders innovativ ist sein Ansatz zur Wirtschaftsastrologie: Hier analysiert er Börsennotierungen als „Geburtsmomente“ von Aktien und prognostiziert Marktentwicklungen anhand von Mondphasen und langsamen Planetenzyklen. Firgau's juristischer Hintergrund schimmert durch in der Betonung präziser Zeitangaben; er warnt vor Fehlern bei der Festlegung von Anfangszeitpunkten und bietet Checklisten für valide Horoskope. Dieser Teil ist praxisorientiert: Jede Methode wird mit Diagrammen und Tabellen illustriert, was das Buch zu einem echten Arbeitswerkzeug macht.
Der dritte Teil, die Fallstudien, verankert die Theorie in der Realität und macht das Buch zu einem Schatz für Historiker und Prognostiker gleichermaßen. Firgau präsentiert über 50 Beispielhoroskope aus Politik (z. B. die Gründung der EU), Wirtschaft (z. B. Krisen bei Volkswagen) und Technik (z. B. Brückenbauvorfälle). Ein Highlight ist die Analyse der deutschen Wiedervereinigung 1990: Firgau deutet das Horoskop der Unterzeichnung als Saturn-Uranus-Aspekt, der Stabilität und plötzlichen Wandel symbolisiert, und verknüpft es mit langfristigen Transiten. Diese Beispiele sind nicht isoliert, sondern zeigen Vernetzungen – etwa wie ein Firmenhoroskop mit nationalen Zyklen resoniert. Die Tiefe der Analysen liegt in ihrer Multiperspektivität: Firgau integriert philosophische Reflexionen (z. B. Keplers Harmonielehre) und empirische Validierung durch historische Korrelationen, was das Buch von rein deskriptiven Werken abhebt.
Stärken des Buches liegen in seiner Enzyklopädie-ähnlichen Vollständigkeit und der Brückenfunktion zwischen Tradition und Moderne. Rezensionen loben es als „hochfachniveau Einführung“, die „sehr gut geschrieben und interessant“ ist, insbesondere da es zu diesem Nischenthema wenige Alternativen gibt. Eine Leserbewertung hebt die „mundane Bedeutung von Tierkreiszeichen, Häusern und Planeten“ hervor, die praxisnah vermittelt wird. Schwächen könnten in der Dichte liegen: Für Laien ist der Umfang überwältigend, und einige Beispiele wirken eurozentrisch. Dennoch revolutioniert Firgau die Mundanastrologie, indem er sie von okkulten Spekulationen zu einer reflektierten Geisteswissenschaft erhebt – ein Werk, das nicht nur informiert, sondern die Sicht auf Weltgeschehen verändert. In Zeiten globaler Unsicherheiten bietet es Werkzeuge, um „unsichtbare Codierungen menschlichen Handelns“ zu entschlüsseln, wie Firgau selbst formuliert.
Die Mundanastrologie in der Geschichte: Ursprünge, Entwicklungen und Schlüsselautoren
Um Firgaus Werk voll zu würdigen, lohnt ein Blick auf die lange Geschichte der Mundanastrologie, die als „Astrologie der Welt“ (mundus) den kollektiven Aspekt der Sterndeutung verkörpert und sich von der individuellen Horoskopdeutung abhebt. Ihre Wurzeln reichen bis in die mesopotamische Frühzeit (ca. 1. Jahrhundert v. Chr.), wo sie in Babylonien dominierte und sich auf Herrscher, Kriege und Ernten konzentrierte – das Individuum zählte wenig, der Fokus lag auf dem Kollektiv und der göttlichen Ordnung. In Ägypten und Mesopotamien diente sie der Vorhersage von Nilfluten und Dynastienwechseln, basierend auf Omen-Texten, die Planetenkonstellationen als Vorzeichen deuteten.
Die Antike markierte den systematischen Aufstieg: Claudius Ptolemaios' Tetrabiblos (2. Jh. n. Chr.) kodifizierte die Mundanastrologie als eigenständigen Zweig und führte Zuordnungen von Ländern zu Tierkreiszeichen ein – z. B. Deutschland zu Widder oder Skorpion, die bis heute in der Praxis nachwirken. Ptolemaios betonte Zyklen wie Konjunktionen von Jupiter und Saturn als Indikatoren für Imperienwechsel und integrierte sie in ein rationales System, das Astrologie von Magie trennte. Im Mittelalter blühte die Disziplin in der islamischen Welt auf, wo Autoren wie Abu Ma'shar (9. Jh.) in seinem Kitab al-Mudkhal al-Kabir historische Ereignisse mit Planetenzyklen korrelierten und Vorhersagen für Kalifenreiche machten. In Europa vermittelten Übersetzungen wie die von Gerard von Cremona (12. Jh.) diese Traditionen, die in Werken wie Heinrich von Langensteins Lectura super Genesim (14. Jh.) zu apokalyptischen Deutungen führten.
Die Renaissance brachte eine philosophische Vertiefung: Marsilio Ficino (15. Jh.) und Heinrich Cornelius Agrippa (16. Jh.) verbanden Mundanastrologie mit Neuplatonismus, indem sie Planeten als archetypische Kräfte sahen, die kollektive Schicksale lenken. Agrippas De occulta philosophia listet analoge Zuordnungen auf, die Firgau später aufgreift. Paracelsus (16. Jh.) erweiterte sie auf medizinische und natürliche Katastrophen, während Johannes Kepler (17. Jh.) empirisch arbeitete: Seine Wetteraufzeichnungen und Deutungen von Konjunktionen (z. B. die „Stern von Bethlehem“ als Jupiter-Saturn-Ereignis) machten ihn zum Brückenbauer zur Moderne. Kepler sah in den Himmelsbewegungen harmonische Gesetze, die gesellschaftliche Zyklen spiegeln – ein Einfluss, den Firgau explizit zitiert.
Ab dem 18. Jahrhundert geriet die Mundanastrologie durch die Aufklärung in die Defensive: Wissenschaftliche Meteorologie und Individualismus marginalisierten sie, wie Kocku von Stuckrad in seiner Geschichte der Astrologie (2003) beschreibt. Dennoch überlebte sie in Nischen: Im 19. Jh. prognostizierten Autoren wie Zadkiel (Richard James Morrison) Kriege und Ernten, während Alan Leo (20. Jh.) sie mit Theosophie verband. Die Moderne sah einen Revival: Charles Carter (The Astrological Journal, 1920er) und Dane Rudhyar („The Astrology of Tomorrow“, 1975) integrierten psychologische Aspekte, doch der Durchbruch kam mit Nicholas Campion, Charles Harvey und Michael Baigents Mundan-Astrologie: Handbuch der Astrologie des Weltgeschehens (1989), das Zyklen und Weltkriege analysiert. Campions Das Buch der Welthoroskope (1991) katalogisiert Tausende historischer Charts und etabliert eine Datenbasis.
Weitere Schlüsselautoren der Gegenwart umfassen Michael Roscher (Skripten zur Transpersonalen Astrologie: Mundanastrologie, 1989), der transpersonale Dimensionen betont; Richard Tarnas (Cosmos and Psyche, 2006), der archetypische Zyklen mit Kulturgeschichte verknüpft; und Ron Howland (American Histrology, 2014), der US-Geschichte astrologisch rekonstruiert. In der Wirtschaftsastrologie ragt Iris Treppner (Astro-Trading, 2012) heraus, die Börsen mit Planetenmustern vorhersagt. Jürgen Hamel (Begriffe der Astrologie, 2010) liefert terminologische Klarheit. Firgau positioniert sich in dieser Linie als Synthetiker: Sein Praxisbuch erweitert Campions Katalog um deutsche Beispiele und verbindet Keplers Empirie mit Tarnas' Archetypen, was die Mundanastrologie als Werkzeug für zeitgenössische Analysen – von Klimawandel bis Digitalisierung – neu belebt.
Themen, Philosophie und Wirkung
Firgau setzt sich für eine Neubelebung der Astrologie als Geisteswissenschaft ein, die auf den drei Grundpfeilern Analogie, Qualität der Zeit und Qualität der Zahl beruht. Seine Publikationen dienen dazu, der Astrologie wieder jene Wertschätzung und Relevanz zu verleihen, die sie in alten Zeiten als „Königin der Wissenschaften“ hatte. Philosophisch betont er die Sinnhaftigkeit und die überindividuelle Dimension von Zeitzyklen, wobei er das Schicksal nicht als zufällig, sondern als in ein größeres Resonanzfeld eingebettet versteht. Er sieht die Astrologie als Werkzeug, um die unsichtbaren Codierungen des Handelns von Individuen und Kollektiven sichtbar und verstehbar zu machen. Diese Haltung kulminiert in seiner Vision einer „resonanten Astrologie“, die Brücken zwischen Wissenschaft, Spiritualität und Gesellschaft schlägt. Firgaus Wirkung reicht über den deutschsprachigen Raum hinaus: Seine Bücher werden in internationalen Kreisen zitiert, und er inspiriert eine neue Generation, die Mundanastrologie in Zeiten globaler Herausforderungen als Orientierungsinstrument zu nutzen. In einer Welt, die von Unsicherheit geprägt ist, bleibt Firgau ein Wegweiser, der die Sterne nicht als Schicksal, sondern als Spiegel der menschlichen Kondition deutet. zeitgenössischen Astrologie im deutschsprachigen Raum und hat sich als Gründungsmitglied der Sektion für Mundan- und Wirtschaftsastrologie im Deutschen Astrologen-Verband (DAV), vielfach publizierender Buchautor und engagierter Astrologieforscher einen Namen gemacht. Geboren 1954 in Heidelberg und hauptberuflich als Jurist und später als Notar tätig, fand Firgau über persönliche Krankheits- und Heilungserfahrungen Anfang der 1990er Jahre zur professionellen Beschäftigung mit astrologischer Forschung und Praxis. Diese ganzheitlichen, biographisch geprägten Dimensionen spiegeln sich in seiner astrologischen Arbeit und seinen Themen wider. Seine Werke verbinden nicht nur technische Präzision mit philosophischer Tiefe, sondern auch eine Brücke zwischen dem Individuellen und dem Kollektiven, die in der modernen Astrologie selten anzutreffen ist. Firgau's Ansatz ist geprägt von einer Sensibilität für die unsichtbaren Fäden, die Schicksale verweben – sei es in der Politik, Wirtschaft oder im persönlichen Leben. Durch seine juristische Herkunft bringt er eine methodische Strenge ein, die astrologische Deutungen vor willkürlicher Spekulation schützt und sie stattdessen auf empirische Beobachtung und historische Vergleiche stützt.
Ausbildung, Karriere und Engagement
Nach dem Jurastudium arbeitete Firgau zunächst im Verlagswesen und später als Richter am Landgericht Mannheim, bevor ihn gesundheitliche Herausforderungen und deren alternativmedizinische Behandlung zur Beschäftigung mit Grenzgebieten zwischen Schulmedizin, Naturheilpraxis und Astrologie führten. Aufgrund seines Erlebens engagierte Firgau sich politisch wie juristisch für die Anerkennung „geistigen Heilens“ und erwirkte 2004 ein Grundsatzurteil vor dem Bundesverfassungsgericht, das die Ausübung geistigen Heilens rechtlich liberalisierte. Dieses Urteil markierte nicht nur einen Meilenstein in der Anerkennung alternativer Heilmethoden, sondern spiegelte auch Firgaus Fähigkeit wider, astrologische Prinzipien mit rechtlicher Argumentation zu verknüpfen – ein Ansatz, der in seiner späteren Arbeit zur Mundanastrologie wiederkehrt, wo er kollektive Prozesse als resonante Felder interpretiert. Parallel dazu stieg Firgau zu einem der führenden Repräsentanten des Deutschen Astrologen-Verbandes auf und wurde 1999 geprüfter DAV-Astrologe. Von 2008 bis 2010 leitete er die Sektion Wirtschafts- und Mundanastrologie innerhalb des DAV und war ein gefragter Referent auf astrologischen Fachkongressen. Seine Vorträge, oft vor Hunderten von Fachleuten, beleuchteten nicht nur theoretische Feinheiten, sondern auch praxisnahe Anwendungen, wie die Deutung von Firmenhoroskopen in Zeiten wirtschaftlicher Krisen. Firgaus Engagement erstreckt sich darüber hinaus auf die Förderung junger Astrologen; er hat Workshops und Seminare geleitet, in denen er die Integration von klassischer und moderner Astrologie vermittelt, immer mit dem Ziel, die Disziplin als seriöse Geisteswissenschaft zu etablieren.
Schwerpunkte und Methodik
Firgau ist spezialisiert auf die Mundanastrologie, also die astrologische Untersuchung kollektiver Ereignisstrukturen und gesellschaftlicher Wandlungsprozesse. Zu seinen weiteren Forschungsfeldern zählen die Stundenastrologie mit besonderem Fokus auf juristische Fragestellungen sowie die Analyse von Gründungshoroskopen für Staaten, Firmen und Institutionen. In seinen Arbeiten thematisiert er, wie kollektive Schicksalsgemeinschaften – von Staaten über Parteien bis zu Firmen, Städten oder technischen Bauwerken – astrologisch betrachtet und in ihrem Wechselspiel gedeutet werden können. Diese Perspektive erweitert die traditionelle Astrologie um eine dimensionale Tiefe, in der individuelle Horoskope nicht isoliert, sondern als Teil größerer resonanter Netzwerke verstanden werden. Firgau's Methode betont die Qualität der Zeit (Kairos) als zentrales Konzept: Jeder historische Moment trägt eine einzigartige Signatur, die durch Planetenkonstellationen codiert ist und kollektive Entwicklungen vorhersagt oder erklärt.
Firgau verbindet klassische astrologische Prinzipien wie das Analogiedenken, das Konzept der Qualität der Zeit und die Resonanzlehre mit einem modernen, praxisnahen Zugang zu gesellschaftlichen und politischen Fragestellungen. Seine Herangehensweise ist dabei stets methodisch reflektiert und von juristischer Präzision geprägt. Wichtige Impulse bezieht er unter anderem aus der philosophischen Astrologie (etwa von Ficino, Paracelsus und Kepler). Besonders Ficinos Platonismus inspiriert Firgau zur Deutung von Planeten als archetypischen Prinzipien, die in kollektiven Prozessen wirken. Paracelsus' holistische Sicht auf Natur und Heilung findet in Firgaus Integration von Astrologie und Medizin Widerhall, während Keplers harmonikale Geometrie der Himmelskörper seine Analysen von Zyklen prägt. Insgesamt zeichnet sich Firgaus Methode durch eine Balance aus Empirie und Esoterik aus: Er verwendet historische Datenbanken von Horoskopen, um Muster zu validieren, und vermeidet dogmatische Interpretationen zugunsten einer offenen, dialogischen Deutung.
Publikationen und Bücher
Dr. Bernhard Firgau ist Autor einer Vielzahl von Büchern und Fachartikeln, die insbesondere die breitere Anwendung astrologischer Methoden in der Deutung von Zeitqualität, gesellschaftlichen Entwicklungen und persönlichen Begegnungen ermöglichen. Zu seinen wichtigsten Werken zählen:
„Praxisbuch Mundanastrologie“ (Chiron Verlag, 2007): Das umfangreichste deutschsprachige Handbuch zur astrologischen Analyse von Staaten, Parteien, Firmen, Bauwerken, politischen sowie technischen Ereignissen. Mit zahlreichen Beispielhoroskopen aus allen gesellschaftlichen Bereichen illustriert Firgau die Prinzipien, Methoden und Anwendungsmöglichkeiten der Mundanastrologie.
„Ingresse: Die Deutung des Zeicheneintritts von Planeten in Mundan- und Radixhoroskopen“ (Astronova, 2004): Ein Grundlagenwerk über die Deutung von Planeteningressen im Kontext kollektiver und individueller Horoskope.
„Schicksalsgefährten und ihr Sonnengeheimnis“: Ein Buch zur spirituellen und karmischen Dimension von Partnerschaften und Lebenswegen.
„Wahlprognose mit Astrologie“ (mit Gerhard Lukert): Ein Werk, das die Möglichkeiten astrologischer Prognoseverfahren in Bezug auf kollektive Wahlentscheidungen behandelt.
„Dualseelen-Astrologie“: Ein populärwissenschaftliches Werk zur spirituellen Deutung von Seelenpartnerschaften und Dualseelen.
Neben diesen Bänden hat Firgau zahlreiche Artikel in Fachzeitschriften wie „Merlin“ oder „AstroLogisch“ veröffentlicht, in denen er aktuelle Ereignisse – von Finanzkrisen bis zu geopolitischen Konflikten – astrologisch beleuchtet. Seine Schriften sind nicht nur deskriptiv, sondern auch prognostisch, und sie laden den Leser ein, selbst aktiv zu deuten, was Firgaus pädagogisches Talent unterstreicht.
Tiefgehende Analyse des „Praxisbuch Mundanastrologie“
Das „Praxisbuch Mundanastrologie“ von 2007 stellt ein Meilenstein in der deutschsprachigen astrologischen Literatur dar und umfasst mit 503 bis 512 Seiten ein monumentales Werk, das die Mundanastrologie von ihren theoretischen Grundlagen bis hin zu praxisnahen Anwendungen systematisch erschließt. Firgau gelingt es hier, ein Feld, das in der modernen Astrologie oft marginalisiert wird, wieder in den Mittelpunkt zu rücken und es zugänglich zu machen – sowohl für Einsteiger als auch für fortgeschrittene Praktiker. Die Struktur des Buches ist logisch aufgebaut und folgt einem dreigliedrigen Schema: Grundlagen, Methodik und Fallstudien, das den Leser schrittweise in die Komplexität der Mundanastrologie einführt.
Im ersten Teil widmet sich Firgau den theoretischen Fundamenten. Er beginnt mit einer klaren Definition der Mundanastrologie als „Astrologie der Welt“ (vom Lateinischen mundus), die sich von der Individualastrologie abhebt, indem sie kollektive Phänomene wie Staaten, Firmen oder Naturkatastrophen untersucht. Hier kontrastiert er klassische Prinzipien wie Analogie (z. B. Planeten als Symbole für gesellschaftliche Kräfte: Saturn für Strukturen und Einschränkungen, Uranus für Revolutionen) mit modernen Ergänzungen, wie der Resonanzlehre, die kollektive Horoskope als vibrierende Felder begreift. Firgau betont die „Qualität der Zeit“ als zentrales Konzept, inspiriert von antiken Denkern wie Ptolemaios, und erläutert, wie Ingressen (Eintritte von Planeten in neue Zeichen) generationenübergreifende Wandelprozesse markieren. Diese Abschnitte sind von juristischer Präzision geprägt: Jede Deutung wird mit Quellen belegt, und Firgau vermeidet esoterische Übertreibungen, indem er auf historische Beispiele zurückgreift, etwa die Deutung der Großen Konjunktion von Jupiter und Saturn als Vorläufer globaler Paradigmenwechsel.
Der zweite Teil, der methodischen Kern, ist das Herzstück des Buches und umfasst detaillierte Anleitungen zur Erstellung und Deutung von Horoskopen für Kollektive. Firgau erklärt, wie man Radixhoroskope für Ereignisse wie Gründungen (z. B. Spatenstich für Bauwerke oder Eintragung ins Handelsregister für Firmen) berechnet und interpretiert. Er diskutiert Wechselwirkungen zwischen Horoskopen – etwa wie ein Staats-Horoskop mit Firmenhoroskopen interagiert – und integriert Techniken wie Transite, Direktionen und Astrokartographie. Besonders innovativ ist sein Ansatz zur Wirtschaftsastrologie: Hier analysiert er Börsennotierungen als „Geburtsmomente“ von Aktien und prognostiziert Marktentwicklungen anhand von Mondphasen und langsamen Planetenzyklen. Firgau's juristischer Hintergrund schimmert durch in der Betonung präziser Zeitangaben; er warnt vor Fehlern bei der Festlegung von Anfangszeitpunkten und bietet Checklisten für valide Horoskope. Dieser Teil ist praxisorientiert: Jede Methode wird mit Diagrammen und Tabellen illustriert, was das Buch zu einem echten Arbeitswerkzeug macht.
Der dritte Teil, die Fallstudien, verankert die Theorie in der Realität und macht das Buch zu einem Schatz für Historiker und Prognostiker gleichermaßen. Firgau präsentiert über 50 Beispielhoroskope aus Politik (z. B. die Gründung der EU), Wirtschaft (z. B. Krisen bei Volkswagen) und Technik (z. B. Brückenbauvorfälle). Ein Highlight ist die Analyse der deutschen Wiedervereinigung 1990: Firgau deutet das Horoskop der Unterzeichnung als Saturn-Uranus-Aspekt, der Stabilität und plötzlichen Wandel symbolisiert, und verknüpft es mit langfristigen Transiten. Diese Beispiele sind nicht isoliert, sondern zeigen Vernetzungen – etwa wie ein Firmenhoroskop mit nationalen Zyklen resoniert. Die Tiefe der Analysen liegt in ihrer Multiperspektivität: Firgau integriert philosophische Reflexionen (z. B. Keplers Harmonielehre) und empirische Validierung durch historische Korrelationen, was das Buch von rein deskriptiven Werken abhebt.
Stärken des Buches liegen in seiner Enzyklopädie-ähnlichen Vollständigkeit und der Brückenfunktion zwischen Tradition und Moderne. Rezensionen loben es als „hochfachniveau Einführung“, die „sehr gut geschrieben und interessant“ ist, insbesondere da es zu diesem Nischenthema wenige Alternativen gibt. Eine Leserbewertung hebt die „mundane Bedeutung von Tierkreiszeichen, Häusern und Planeten“ hervor, die praxisnah vermittelt wird. Schwächen könnten in der Dichte liegen: Für Laien ist der Umfang überwältigend, und einige Beispiele wirken eurozentrisch. Dennoch revolutioniert Firgau die Mundanastrologie, indem er sie von okkulten Spekulationen zu einer reflektierten Geisteswissenschaft erhebt – ein Werk, das nicht nur informiert, sondern die Sicht auf Weltgeschehen verändert. In Zeiten globaler Unsicherheiten bietet es Werkzeuge, um „unsichtbare Codierungen menschlichen Handelns“ zu entschlüsseln, wie Firgau selbst formuliert.
Die Mundanastrologie in der Geschichte: Ursprünge, Entwicklungen und Schlüsselautoren
Um Firgaus Werk voll zu würdigen, lohnt ein Blick auf die lange Geschichte der Mundanastrologie, die als „Astrologie der Welt“ (mundus) den kollektiven Aspekt der Sterndeutung verkörpert und sich von der individuellen Horoskopdeutung abhebt. Ihre Wurzeln reichen bis in die mesopotamische Frühzeit (ca. 1. Jahrhundert v. Chr.), wo sie in Babylonien dominierte und sich auf Herrscher, Kriege und Ernten konzentrierte – das Individuum zählte wenig, der Fokus lag auf dem Kollektiv und der göttlichen Ordnung. In Ägypten und Mesopotamien diente sie der Vorhersage von Nilfluten und Dynastienwechseln, basierend auf Omen-Texten, die Planetenkonstellationen als Vorzeichen deuteten.
Die Antike markierte den systematischen Aufstieg: Claudius Ptolemaios' Tetrabiblos (2. Jh. n. Chr.) kodifizierte die Mundanastrologie als eigenständigen Zweig und führte Zuordnungen von Ländern zu Tierkreiszeichen ein – z. B. Deutschland zu Widder oder Skorpion, die bis heute in der Praxis nachwirken. Ptolemaios betonte Zyklen wie Konjunktionen von Jupiter und Saturn als Indikatoren für Imperienwechsel und integrierte sie in ein rationales System, das Astrologie von Magie trennte. Im Mittelalter blühte die Disziplin in der islamischen Welt auf, wo Autoren wie Abu Ma'shar (9. Jh.) in seinem Kitab al-Mudkhal al-Kabir historische Ereignisse mit Planetenzyklen korrelierten und Vorhersagen für Kalifenreiche machten. In Europa vermittelten Übersetzungen wie die von Gerard von Cremona (12. Jh.) diese Traditionen, die in Werken wie Heinrich von Langensteins Lectura super Genesim (14. Jh.) zu apokalyptischen Deutungen führten.
Die Renaissance brachte eine philosophische Vertiefung: Marsilio Ficino (15. Jh.) und Heinrich Cornelius Agrippa (16. Jh.) verbanden Mundanastrologie mit Neuplatonismus, indem sie Planeten als archetypische Kräfte sahen, die kollektive Schicksale lenken. Agrippas De occulta philosophia listet analoge Zuordnungen auf, die Firgau später aufgreift. Paracelsus (16. Jh.) erweiterte sie auf medizinische und natürliche Katastrophen, während Johannes Kepler (17. Jh.) empirisch arbeitete: Seine Wetteraufzeichnungen und Deutungen von Konjunktionen (z. B. die „Stern von Bethlehem“ als Jupiter-Saturn-Ereignis) machten ihn zum Brückenbauer zur Moderne. Kepler sah in den Himmelsbewegungen harmonische Gesetze, die gesellschaftliche Zyklen spiegeln – ein Einfluss, den Firgau explizit zitiert.
Ab dem 18. Jahrhundert geriet die Mundanastrologie durch die Aufklärung in die Defensive: Wissenschaftliche Meteorologie und Individualismus marginalisierten sie, wie Kocku von Stuckrad in seiner Geschichte der Astrologie (2003) beschreibt. Dennoch überlebte sie in Nischen: Im 19. Jh. prognostizierten Autoren wie Zadkiel (Richard James Morrison) Kriege und Ernten, während Alan Leo (20. Jh.) sie mit Theosophie verband. Die Moderne sah einen Revival: Charles Carter (The Astrological Journal, 1920er) und Dane Rudhyar („The Astrology of Tomorrow“, 1975) integrierten psychologische Aspekte, doch der Durchbruch kam mit Nicholas Campion, Charles Harvey und Michael Baigents Mundan-Astrologie: Handbuch der Astrologie des Weltgeschehens (1989), das Zyklen und Weltkriege analysiert. Campions Das Buch der Welthoroskope (1991) katalogisiert Tausende historischer Charts und etabliert eine Datenbasis.
Weitere Schlüsselautoren der Gegenwart umfassen Michael Roscher (Skripten zur Transpersonalen Astrologie: Mundanastrologie, 1989), der transpersonale Dimensionen betont; Richard Tarnas (Cosmos and Psyche, 2006), der archetypische Zyklen mit Kulturgeschichte verknüpft; und Ron Howland (American Histrology, 2014), der US-Geschichte astrologisch rekonstruiert. In der Wirtschaftsastrologie ragt Iris Treppner (Astro-Trading, 2012) heraus, die Börsen mit Planetenmustern vorhersagt. Jürgen Hamel (Begriffe der Astrologie, 2010) liefert terminologische Klarheit. Firgau positioniert sich in dieser Linie als Synthetiker: Sein Praxisbuch erweitert Campions Katalog um deutsche Beispiele und verbindet Keplers Empirie mit Tarnas' Archetypen, was die Mundanastrologie als Werkzeug für zeitgenössische Analysen – von Klimawandel bis Digitalisierung – neu belebt.
Themen, Philosophie und Wirkung
Firgau setzt sich für eine Neubelebung der Astrologie als Geisteswissenschaft ein, die auf den drei Grundpfeilern Analogie, Qualität der Zeit und Qualität der Zahl beruht. Seine Publikationen dienen dazu, der Astrologie wieder jene Wertschätzung und Relevanz zu verleihen, die sie in alten Zeiten als „Königin der Wissenschaften“ hatte. Philosophisch betont er die Sinnhaftigkeit und die überindividuelle Dimension von Zeitzyklen, wobei er das Schicksal nicht als zufällig, sondern als in ein größeres Resonanzfeld eingebettet versteht. Er sieht die Astrologie als Werkzeug, um die unsichtbaren Codierungen des Handelns von Individuen und Kollektiven sichtbar und verstehbar zu machen. Diese Haltung kulminiert in seiner Vision einer „resonanten Astrologie“, die Brücken zwischen Wissenschaft, Spiritualität und Gesellschaft schlägt. Firgaus Wirkung reicht über den deutschsprachigen Raum hinaus: Seine Bücher werden in internationalen Kreisen zitiert, und er inspiriert eine neue Generation, die Mundanastrologie in Zeiten globaler Herausforderungen als Orientierungsinstrument zu nutzen. In einer Welt, die von Unsicherheit geprägt ist, bleibt Firgau ein Wegweiser, der die Sterne nicht als Schicksal, sondern als Spiegel der menschlichen Kondition deutet.
Zur Rezension