Auch wenn die Handschrift eines Menschen relativ konstant ist, kommt es im Laufe des Lebens doch zu Veränderungen. Meistens gehen diese einher mit Auslösungen im Horoskop. Bei großen Differenzen zwischen Schrift und Horoskop kann man fragen, welche Möglichkeiten der Entwicklung ungenutzt geblieben sind. Der Autor erklärt die Grundzüge der Grafologie an Horoskopbeispielen. So nimmt das astrologische Bild unvermittelt in konkreter Weise Gestalt an.
Geburtsbild und Schriftbild
Wie bringe ich nun Geburtsbild und Schriftbild zusammen? Der Leser mag sich fragen, welche Elemente des Horoskops sich im Schriftbild finden – etwa so: der Mars steht im Steinbock, dazu noch im Quadrat zu Saturn – also wird dieses bedeutungsschwere Thema auch scharfe Winkel im Schriftbild ergeben. Das mag so sein, aber ein derartiger Abgleich muss zwangsläufig neben Treffern auch Nieten zeitigen. Gehen wir allein in dieser Weise vor, laufen wir Gefahr, gegen alle guten Absichten wieder in die Falle der isoliert aufgerufenen Einzelelemente zu geraten.
Natürlich werde ich meist in der Strichführung oder im Raumbild den solaren Antrieb wiederfinden. Und selbstverständlich ist es legitim, das Schriftbild daraufhin zu befragen, inwieweit sich in ihm beispielsweise die Signatur des Merkur findet. Will ich aber einen echten Gewinn aus dem jeweiligen Vergleich der Bilder finden, werde ich wechselweise unterwegs sein müssen, mich in beide Richtungen bewegen müssen: vom Horoskop zum Schriftbild, aber vor allem auch vom Schriftbild zum Horoskop. Man lasse sich zudem nicht vorschnell von einer scheinbar offensichtlichen Diskrepanz von Schriftbild und Horoskop entmutigen. Gerade hier lohnt die eingehende Betrachtung. Welche Schlüsse sind beispielsweise zu ziehen, wenn die Schrift eines im Wassermann Geborenen nur wenig an positiv verstandener Durchkreuzung der Normen dokumentiert? Wenn dieses Schriftbild zudem statt der erwarteten Originalität ein Übermaß an Uniformität aufweist - was im Übrigen keineswegs selten ist, strebt doch der Wassermann letztlich bei aller Individualität die geistige Übereinstimmung mit dem Kollektiv an - ? Gerade derartige Differenzen erweisen sich als fruchtbar für die Ausdeutung. Gefragt werden kann im Falle erheblicher Differenzen zwischen Schrift und Horoskop auch, welche Möglichkeiten der Entwicklung in diesem Falle ungenutzt blieben. Man gerät rasch in Sackgassen und zu Trugschlüssen, wenn man versucht, im Schriftbild jedem einzelnen Planeten, womöglich auch noch dessen Aspekten, auf die Spur zu kommen. Doch es lohnt sich in jedem Fall, der Frage nachzugehen, inwieweit der zentrale Lebensantrieb, im Horoskop angezeigt durch den Sonnenstand, im Schriftbild Verwirklichung gefunden hat.
Das individuelle Schriftbild ist gewöhnlich von großer Konstanz. Eine grundlegende Veränderung der Schrift bei Erwachsenen dergestalt, dass man glaubt, zwei gänzlich verschiedene Schriften vor sich zu haben, ist eher selten. Dennoch unterliegt der individuelle Schriftzug sichtbaren Veränderungen. Sie sind oft Folge langjähriger Entwicklungen, nur selten stellen sie sich in spontaner Weise ein. Wenn ja, dann so gut wie immer infolge eines bedeutsamen Ereignisses. Diese Veränderungen gehen oft Hand in Hand mit rhythmischen Auslösungen im Horoskop, mit Direktionen, Progressionen und natürlich auch mit den Transiten der langsamen Planeten. Grundsätzlich sollte jede schriftliche Äußerung zunächst als Dokumentation der gegenwärtigen Situation des Betreffenden gewertet werden. Es versteht sich in diesem Zusammenhang von selbst, dass Schriftstücke, die unter abnormen Bedingungen zustande kamen (z.B. momentane Hektik, Alkoholrausch) für die graphologische Aussage weitgehend wertlos sind. Es ist aber ein verbreiteter Irrtum, nur das sorgsam-konzentriert Geschriebene sei für die Deutung verwertbar. Auch eine flüchtige Notiz lässt weitreichende graphologische Aussagen zu.
An dieser Stelle ein Wort zu Kinderhandschriften und zu den Handschriften Heranwachsender. Diese Handschriften verändern sich naturgemäß fortwährend. Das Schulkind wird in der Regel zunehmend sicherer in der Nachahmung der gültigen Schriftvorlage werden, der Heranwachsende bildet dann die eigene, irgendwann unverwechselbare Schrift aus. Erfolgt dies mit Verzögerung, so ist hierin zumeist ein deutlicher Hinweis auf Retardierungen zu sehen. Kinderhandschriften sind ein Feld für sich. Wir lassen sie in diesem Buch unberücksichtigt. Wer dem gerade auch für Erzieher wichtigen Thema nachgehen möchte, findet Literatur dazu im Anhang.
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