- Mike Harding:Vorurteile bei der Erforschung der Astrologie
- Martien Hermes:Warum hören Astrologen nicht auf Wissenschaftler? Oder: Warum es für Astrologen vernünftig ist, wissenschaftliche und statistische Untersuchungen der Astrologie zu ignorieren
- Rudolf H. Smit:Astrologie – meine Leidenschaft, mein Leben, mein Unglück
- Dr. Christoph Schubert-Weller:Kasuistik in der Astrologie
- Heidi Winter:Menschenbilder und deren Bedeutung für die Wissenschaft
- Reinhardt Stiehle:Die Ausgrenzung und Kriminalisierung der Astrologie im Römischen Reich
- Dr. Ute Reichel:Zum Wandel des Verhältnisses von Wissenschaft und Astrologie vom 16. Jahrhundert bis heute
- Ernst Ott:Astrologie als Erkenntnisinstrument für die Kunstgeschichte
- Dr. Peter Niehenke:Ein Delphin auf einem Motorrad – Das Konzept der ‚Ähnlichkeit’ und seine Bedeutung für die astrologische Forschung
- David Brixner:Kompatibilität zwischen Astrologie und Psychologie
- Markus Jehle:Eine Studie zur astrologischen Beratungsethik und Beraterkompetenz
- Dr. Ulrike Voltmer:Astrologie als Gegenstand wissenschaftlicher Diskussion
- Dr. Gerhard Mayer und Martin Garms:Synastrie: Die Entwicklung eines neuen astrologischen Forschungsinstruments anhand einer Untersuchung zur astrologischen Resonanz zwischen Partnerhoroskopen
- Prof. Suitbert Ertel:Rückblick (1955 – 2005) auf die durch Michel Gauquelin entfachte Forschung
- Peter Goemmel:Wozu überhaupt astrologische Forschung?
- Bianca Schmale und Volker Schendel:Astrologie als Geisteswissenschaft: Eine Spurensuche
Astrologie – Wissenschaft oder Deutungskunst?
In der Reihe ASTROLOGIE KONKRET erscheint diesmal eine Aufsatzsammlung zum Thema „Astrologie und Wissenschaft“, in dem ein Querschnitt zur momentanen wissenschaftlichen Diskussion im Bereich der Astrologie vorgestellt wird. So kann sich die Leserin/der Leser einen Überblick darüber verschaffen, ob und wie astrologische Grundannahmen einer wissenschaftlichen Annäherung standhalten und sich bewähren. Dabei zeigen sich gänzlich unterschiedliche Herangehensweisen an die Astrologie. Wird Astrologie im Sinne einer kosmologisch orientierten Weltanschauungsweise verstanden, die nicht nur in vergangenen Jahrhunderten ihren Einfluss auf die Kunst, Religion und unser Weltbild ausgeübt haben, dann ist der historische analytische Blickwinkel gerechtfertigt. Besonders in den Artikeln von Dr. Ute Reichel, Reinhardt Stiehle, Heidi Winter und Ernst Ott wird dieser Blickwinkel deutlich. Anderen Voraussetzungen unterliegt ein wissenschaftlicher Zugang, durch den sich die astrologische Praxis legitimieren lässt. Hier spielen konkurrierende Hypothesen zum Zustandekommen von als stimmig empfundene Deutungen eine Rolle.
Das Hauptpostulat der Astrologie beruft sich auf das bekannte so genannte hermetische Prinzip „so oben wie unten“. Dieses verkürzt wiedergegebene Zitat entstammt einer Zeile aus der Tabula Smaragdina des Hermes Trismegistos in lateinischer Sprache: »QUOD EST INFERIUS, EST SICUT QUOD EST SUPERIUS, ET QUOD EST SUPERIUS, EST SICUT QUOD EST INFERIUS, AD PERPETRANDA MIRACULA REI UNIUS«. In deutscher Übersetzung bedeutet dies so viel wie: »Was unten ist, ist wie das, was oben ist, und was oben ist, ist wie das, was unten ist, um das Wunder des Einen zu vollbringen.«
Damit wird die Idee eines allumfassenden, ordnenden Prinzips hinter allen Erscheinungen angesprochen. Astrologen bringen damit vor allem die Lehre der Analogie und die der Synchronizität in Zusammenhang. Es soll eine wechselseitige Verbindung zwischen den Abläufen am Himmel und denen auf der Erde geben, zum einen im Sinne einer strukturellen Ähnlichkeit, der Analogie (ana-logos gr. = gemäß dem Begriff), zum anderen im Sinne von Synchronizität (syn-chronos gr. = mit der Zeit), also der zeitlichen Übereinstimmung von der Struktur nach ähnlichen Vorgängen. Über solche analogische Ähnlichkeiten philosophiert Dr. Peter Niehenke. Sprachlichen Ähnlichkeiten psychologischer und astrologischer Charakterbeschreibungen widmet sich David Brixner auf empirischem Weg. Jede Untersuchung zur Astrologie, in der der Oben-Unten-Zusammenhang geprüft werden soll, bedarf klarer Daten auf Seiten des „astrologischen Himmels und der Vorgänge auf der Erde“. Es gehört viel Vorarbeit dazu, um zu klären, inwiefern diese beiden Seiten Ähnlichkeiten aufweisen können. Dr. Ulrike Voltmer nimmt sich der fundamentalen Frage an, wie das gesamte Gebiet astrologischer Vorstellungen dem wissenschaftlicher Diskurs zugänglich gemacht werden kann - dies aus philosophischer wie auch naturwissenschaftlicher Sicht, wobei sie eine recht spekulative These möglicher Raumzeiteffekte entwirft.
Bei jeder statistischen Untersuchung ist zu klären, woher und aus welchen Erhebungsverfahren relevante Daten zu gewinnen sind. Es geht also damit um die Methode der Datenerhebung, die am Beginn einer jeden empirischen Untersuchung zur Astrologie steht. Darüber lesen Sie in den Beiträgen von Dr. Gerhard Maier und Martin Garms. Auch Birgit Böhmig widmet sich diesem Gedanken im Bereich der Astromedizin. Dass die wissenschaftliche Forschung in der Astrologie bereits Tradition hat, geht aus dem Artikel von Prof. Dr. Suitbert Ertel hervor, der sich dem jahrzehntelangen Streit um die Daten der umfangreichen Gauquelin-Forschung widmet.
Der psychologische Zugang zur Astrologie ist derjenige, der nicht einzig und allein den von der Astrologie postulierten Zusammenhang Oben-Unten zulässt. Hier stellen sich konkurrierende Hypothesen zu den starken Evidenz-Erfahrungen in der Astrologie zur Wahl.
Wir eröffnen den vorliegenden Band mit der psychologischen Dimension astrologischer Forschung, sei es bei der contra- wie auch pro-Position zur Astrologie, als könne es keine emotionslose Annäherung an das Gebiet der Astrologie geben. Mike Harding und Martien Hermes setzen hier an, wenn sie über „Hitzköpfe“ oder „gute Beratungen mit falschen Horoskopen“ berichten. Wenn Rudolf H. Smit von einer großen aber faszinierenden Illusion im Fall der Astrologie spricht und Astrologie als sein „Unglück“ bezeichnet, so macht diese Sichtweise die Allzu-Überzeugten betroffen.
Sollte die astrologische Forschung ihren Schwerpunkt auf die Beratungsmöglichkeiten und Zufriedenheit oder Unzufriedenheit der Ratsuchenden lenken? Markus Jehle hat sich empirisch dieser Fragestellung angenommen, die inzwischen als möglicher Forschungszugang von vielen diskutiert wird. Am Einzelfall in einer Beratungssituation hat sich Astrologie zu bewähren. Solchen Einzelfällen widmet sich im ersten Teil des vorliegenden Bandes Dr. Christoph Schubert-Weller. Wird ernst gemacht mit empirischer Forschung zu Einzelfällen und richtigen Zuordnungen von geeigneten Fragen und Deutungen an Horoskope und ihre Horoskopeigner, dann empfiehlt sich der Zugang von Peter Goemmel an die Astrologie. Er legte ein Konzept vor, das noch viele offene Fragen beinhaltet und zur weiteren Diskussion anregt. Angesichts einer bereits zurückliegenden Forschungsgeschichte zu den sogenannten Zuordnungstests in der Astrologie darf auch der Name eines Pioniers auf diesem Gebiet nicht fehlen: „In memoriam Walter Böer“ erinnert an die erste Stunde der astrologischen Forschung unter der Leitung von Prof. Hans Bender, dem ersten Leiter des Instituts für Grenzgebiete der Psychologie und Psychohygiene (IGPP). Das Autorenpaar Bianca Schendel-Schmale und Volker Schendel beschließen das Buch mit der Frage nach dem eigentlich richtigen Zugang zur Astrologie, der vielleicht allein geisteswissen-schaftlicher Natur sein kann?
Entzieht sich Astrologie einer Wissenschaft des Zählens und Messens, ist sie Religion, Deutungskunst? Sollten wir den Wissenschaftsbegriff so weit hinterfragen, um den hermeneutischen Ansatz in jeder Erkenntnisbemühung sehen zu lernen? Wissen, Forschen, Erkennen setzen bereits einen ordnenden Geist voraus. Bei der Frage, woraus sich dieser wiederum speist, gelangen wir vielleicht zu kosmologischen Spekulationen.
Als Herausgeber des vorliegenden Bandes der Reihe ASTROLOGIE KONKRET zum Thema „Astrologie und Wissenschaft“ wollen wir den interessierten Leserinnen und Lesern einen Blick hinter die Kulissen der astrologischen Praxis ermöglichen. Denn der wissenschaftliche Zugang zur Astrologie ist nicht gleich ausgeübte Astrologie, er ist Reflexion zum Thema Astrologie in ihren unterschiedlichen Wirkungsbereichen.
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