Thomas Ring ist sicher einer der wichtigsten Astrologen des 20. Jh. Es herrscht Einigkeit darüber, dass er diesen Ruf besonders durch die Astrologische Menschenkunde erlangt hat. Dieses gesuchte Standardwerk, das für einige Generationen von Astrologen zum unentbehrlichen Lehrwerk wurde war lange vergriffen und wird jetzt wieder in neuer Ausstattung einer breiteren Leserschaft zugänglich gemacht.
Band 1: Kräfte und Kräftebeziehungen. Das Horoskop ist als Anlagegefüge zu verstehen. Über die Art, wie dieses Anlagegefüge vom Geborenen gelebt wird, kann aus dem Horoskop keine Aussage gemacht werden. Das Horoskop ist vielmehr die Momentaufnahme eines größeren Ganzen. Thomas Ring versucht die Kategorien der astrologischen Deutung begreiflich zu machen. In diesem Band behandelt er die Planeten und legt deren Kräftebeziehungen in den Aspekten dar. Der Leser bekommt einen Einblick in die Aufbaukräfte unseres Charakters, ihre Zwischenbeziehungen und Abwandlungen.
Band 2: Ausdruck und Richtung der Kräfte. In diesem Band behandelt Thomas Ring den astrologischen Tierkreis und das Häusersystem. Die altbekannten Symbole, die im Tierkreis zusammengefasst sind, werden logisch einsichtig gemacht. Anders als typologisches Ordnen von außen her dringt diese Menschenkunde anhand von bleibenden Bausteinen, deren Zusammenordnung die Konstellation enthält, in das Wesensgefüge ein. Sie zeigt den Charakter nicht als etwas isoliertes, sondern mit bestimmten Gemeinschaftsproblemen behaftet und darin auf soziale Verwirklichung angelegt.
Band 3: Kombinationslehre. Bei aller Logik des astrologischen Systems kommt in der angewandten Astrologie, d.h. der astrologischen Interpretation ein Faktor hinzu: die Kunst der Deutung. Für die Deutungskunst gilt die Regel: Strenge Methodik der Kombination vereint mit dem künstlerischen Blick für das Ganze. In diesem Sinne erhält der Leser Anleitungen zum individuellen Gebrauch der einzelnen Elemente: Für die Stellung der Planeten in den jeweiligen Tierkreiszeichen, für die Aspekte sämtlicher Planeten miteinander und für die Kombinationen Planet und Felder, Planet und Zeichen und Planeten im Aspekt.
Allgemeine Richtlinien zur Kombination
Liegt die Aufzeichnung eines Geburtsbildes auf dem Tisch, so blickt uns ein Ganzes aus vielen Augen fragend an. Jedes Sinnzeichen sagt etwas Bestimmtes aus, sagt es aber nicht unbeeinträchtigt und isoliert, sondern in Verknüpfung mit den anderen Sinnzeichen. Nach dem Erlernthaben der Deutungselemente müssen wir nun die Art dieser Verknüpfung uns aneignen. Die adäquate Verbindung der Begriffe ist die Kombination. Kombinationsmethode heißt: durch Zusammenfügen der Teile gemäß der Idee ihrer Einheit zum Ganzen vorzudringen. Ein Bestandstück gestattet noch keine gültige Aussage über das Wesensganze; dazu soll uns die Kombination hinführen. Der Blick auf das Ganze wird erleichtert durch übersichtliche Aufzeichnung mit richtigen Gewichten der Eintragungen, die Deutung hebt dies ins Begreifliche.
Eine Deutung etwa von Sonne in SCHÜTZE, Mars in ZWILLINGE, Sonne dabei im 2., Mars im 8. Feld, Sonne und Mars in Opposition usw. verlangt jeweils ein Zusammenbringen mehrerer Komponenten, die wir unterscheiden als Wesenskräfte, ihre Abwandlung nach Ausdruck und Richtung sowie ihre Spannungsformen: Darüber hinaus wird die Überlegung erforderlich, welche anderen Komponenten des Gesamtbildes die Aussage inhaltlich unterstützen oder abändern. Das Ganze verstehen wir als Einheit von Mannigfaltigem, wobei die einzelnen Stücke einer inneren Ordnung gemäß in Beziehung stehen. Konstellation bedeutet uns also kein beziehungsloses Nebeneinander, sondern ein Zusammenbestehen von Verschiedenartigem, das in der Lebensfunktion aufeinander einwirkt.
Wirkende Faktoren sind die Wesenskräfte. Wir begreifen die Handlungen eines Menschen als wesenstypisch, soweit ihre Urheberschaft und Form aus diesen Kräften hervorgeht. Im Wirkungsgefüge der Wesenskräfte wirkt eine auf die andere zurück, keine ist ohne das Kräfte-Gesamt, das wir im Messbild aufgezeichnet haben, und die darin sich abspielende wechselseitige Beeinflussung denkbar. In dieser wechselseitigen Beeinflussung offenbart das Bestandstück ganz bestimmte Züge, die nicht allein in ihm, sondern seinem Stellenwert im Ganzen begründet sind. Diese Tatsache erschwert unleugbar das Erlernen der astrologischen Kombinationsweise, da man eigentlich erst das ganze Wirkungsgefüge in seinen möglichen Abwandlungen verstanden haben muss, bevor man die einzelne Komponente wirklichkeitsgetreu einwerten kann. Etwas von dem aber, was aus Sonne in SCHÜTZE, Mars in ZWILLINGE, Sonne im 2., Mars im 8. Feld, Sonne und Mars in Opposition usw. allein zu sagen ist, wird immer durchschlagen. Das Bestandstück ist eben auch etwas Bestimmtes für sich, und den Grundgedanken der Kombination haben wir schon in der Ordnung der Deutungselemente: Wesenskräfte, ihre Abwandlungen und Spannungsformen. Mit der Erzielung von Aussagen hieraus beginnt unser Weg. Verstärkungen oder Abschwächungen solcher Einzelaussagen, soweit nicht im Fortschreiten des Deutungsweges sich von selbst ergebend, berücksichtigen wir in der für zuletzt vorbehaltenen Gesamtschau.
Vorerst wird es unerlässlich, das Ganze zu zerlegen und mit Übungsbeispielen für das Ermitteln der einzelnen Bestandstücke anzufangen. Am besten schreibt man sich derartige Einzelaussagen, wenn für sich abgeschlossen, gleich heraus, um ihre Gültigkeit in Fällen, bei denen dieselbe Kombination vorkommt, überprüfen zu können bzw. zu ermitteln, wodurch im besonderen Fall die Aussage weiter modifiziert wird. Damit feilen wir an einem selbst erschlossenen «Aphorismus», kommen zu einer eigenen Aussagesammlung. Gewiss wurde oft versucht, derartige Aphorismen fertig vorzugeben, einige Anbahnungen bringen wir auch hier. Doch das Verfängliche der in Umlauf befindlichen Aphorismenbücher besteht darin, dass sie die Grundkombination zu ersparen scheinen als handle es sich um Rezepte, die ein für allemal stimmen, und zum bloßen Zusammensetzen starrer Wortblöcke verleiten. Abgesehen davon, dass wir damit unbesehen den subjektiven Standpunkt eines Beurteilers übernehmen, ist dies ein rein additives Denkverfahren, keine Verschmelzung verschiedener Deutungselemente zur Einheit. Statt dessen üben wir hier die selbständige Kombination von Beginn an, indem wir immer fragen: wie mache ich es, wie komme ich zum Ergebnis, woran alles muss ich denken? Nur sei uns bewusst, dass wir jeweils bestimmte Aussagen in die Hand bekommen, die als Bausteine des Ganzen von flexiblem Charakter sind und für die Endaussage nochmals durchdacht sein wollen.
Für den praktischen Einstieg ist es leichter, von der Interessenlage, der Gegenständlichkeit individuell betonter Lebensgebiete, statt von Temperament und Stilform des Verhaltens auszugehen. Deshalb beginnen wir als Anfangsübung mit «Planet und Feld», dem lassen wir in der zweiten Hauptübung «Planet und Zeichen» folgen. Ist damit eine charakterliche Bestandsaufnahme erreicht, so geht man sinngemäß an die Untersuchung der Spannungsformen, vertieft sich in die Problematik und lernt in der dritten Hauptübung «Planeten im Aspekt» kombinieren. Bei jeder dieser Übungen gilt es herauszuarbeiten, womit das betreffende Bestandstück sich im Rahmen des Ganzen gegen die anderen Komponenten durchsetzt. Dies verlangt jeweils eine Beschränkung auf das Eigentümliche der zusammengebrachten Elemente. Wenn wir hie und da der Kombination von Bestandstücken miteinander vorgreifen, so dient es außer der Verhütung einseitiger und summarischer Aussagen einer Klärung der astrologischen Schlussformen überhaupt. Wir üben damit ein, uns strikte derjenigen Schlussfolgerung zu enthalten, die erst auf einer anderen Stufe unserer Reihenfolge statthaft ist. Solches Reinhalten der jeweiligen Aussage von Vorausgriffen und irrationalen Vermutungen, die stetige Besinnung auf das, woraus sie erschlossen wird, bildet den Unterbau für das spätere Begreifen der Wechselbezüglichkeit von Faktoren, wenn wir zur Formenlehre übergehen.
Enttäuscht werden jene sein, die ein Regelwerk erwarten, dessen Begriffe man ohne weitere Bedenken auf den praktischen Fall anwenden kann. Es geht aber darum, den Menschen aus seinem individuellen Existenzplan zu verstehen. Dies erfordert, die Bedeutung jedes Symbols aus der Vielzahl seiner Perspektiven zur Wirklichkeit kritisch durchzudenken. Unser Verhältnis zu psychologischen Methoden sei nochmals dahin zusammengefasst, dass die Astrologie keinerlei «Ersatzpsychologie» anbietet. Aus guten Gründen betonen wir ihre Eigenständigkeit als Rahmen einer universalistischen Betrachtungsweise, die spezielle Untersuchungen wie auch theoretisch unbelastete Menschenkenntnis in sich aufzunehmen vermag. Dies ermöglicht verschiedene Grade der Wirklichkeitsnähe und Anschnitte der Beobachtung. Der Unterschied astrologischer Menschenkunde zu den geläufigen psychologischen Methoden liegt darin, dass wir nicht mit einer speziell ausgerichteten Lehrmeinung an den Menschen herantreten, sondern den Aufbau seines Wesens aus mitgegebenen Anlagewurzeln studieren. Das Erscheinungsbild, mit dem sich der Psychologe sofort befassen kann, ist uns von der Konstellation her unbekannt. In der Blinddiagnose treffen wir nur mit Wahrscheinlichkeitsschlüssen heran. Haben wir jedoch das da oder dorthin entwickelte Individuum vor Augen und ist uns etwas von den Faktoren jenseits der Aussagegrenzen bekannt, so können wir an Hand der Konstellation auch psychologische Kenntnisse umso ergebnisreicher einsetzen. Nur verbietet uns die Besinnung auf das Grundmaß individuellen Seins, den Fall nach einem fertigen Vorrat doktrinärer Meinungen zurechtzurücken, was immer geschähe, wenn wir uns an eine psychologische Schule anhängen würden. Wir werden vielmehr von Fall zu Fall die Methoden ergreifen, welche den Lebensvorgang aufzuhellen imstande sind.
In diesem Sinne wird wie in den vorangegangenen beiden Bänden versucht, einige Brücken zu psychologischen Begriffen zu schlagen. Das schon dem ersten Band mitgegebene Fremdwörterverzeichnis wurde durch neu hinzugekommene Fachausdrücke ergänzt.
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