Das innere Kind ist die Kraft in uns, die nach Erfahrungen und Sinn sucht, aber auch der Spieltrieb des Menschen und seine Glücksfähigkeit. Häufig lässt sich dies alles aber nicht optimal leben, weil das innere Kind verletzt ist. Die andere Grundkraft ist der innere Erwachsene, der für Gestaltung sorgt und Energie in konkrete Bahnen lenkt. Diese Kraft kann uns einerseits Orientierung geben oder aber eine Vielfalt von Verboten, die unser inneres Kind einschränken. In diesem Buch erhalten Sie nicht nur eine tief gehende Betrachtung dieser Persönlichkeitsaspekte. Die Autorin verbindet diese gekonnt mit der Astrologie und beschreibt für jeden leicht nachvollziehbar die zwölf Erlebensformen des inneren Kindes und des inneren Erwachsenen. Mit Hilfe des Horoskops können wir die andere Seite in uns, Verletzungen und Abwehrstrategien schnell erkennen. Brigitte Hamann belässt es aber nicht nur bei der bloßen Beschreibung, sondern vermittelt dem Leser auch Übungen, damit Sie mit dem inneren Kind in Kontakt treten können und vor allem, um diesen Kontakt aufrechtzuerhalten.

Brigitte Hamann studierte und unterrichtete romanische Sprachen. Seit 1982 beschäftigt Sie sich mit der Astrologie und eröffnete 1987 eine astrologische Praxis. Sie leitete über viele Jahre zusammen mit Michael Roscher die Schule für Transpersonale Astrologie. 2002 gründete sie das Institut für Entwicklungsorientierte Astrologie EOA. Autorin von astrologischen Fachbücher sowie von Veröffentlichungen in astrologischen Fachzeitschriften.
Was ist das innere Kind?
«In dir lebt das Kind, das du warst» nannte Hugh Missildine sein 1963 erschienenes Buch. In diesem Satz konzentriert sich, was uns die Metapher «inneres Kind» ermöglicht: Wir verstehen spontan, dass wir etwas aus der Vergangenheit in uns tragen – den kleinen Menschen, der die Welt mit großen, staunenden Augen betrachtete, der ihre Wunder erforschen, sich in ihr orientieren und seinen Platz finden wollte. Der die Fortbewegung, die Sprache und den Kontakt zu anderen Menschen für sich entdeckte und neu erfand. Der gute und schwierige Erfahrungen machte, der sich ein Welt- und Selbstbild schuf, das noch heute, im Erwachsenen, wirksam ist.Vieles davon ist unter die Oberfläche unseres Bewusstseins gesunken. Wir haben vergessen, was uns damals tief bewegte, und vor allem ist uns meist nicht mehr bewusst, welche lebensbestimmenden Schlussfolgerungen wir daraus zogen. Ist die Welt ein freundlicher Ort? Ist sie voller Hürden? Kann ich ihren Anforderungen genügen? Bringt sie mir Liebe, Aufmerksamkeit und Respekt entgegen? Was muss ich tun, um diese lebenswichtigen Dinge zu bekommen? Das Kind, das wir waren, betrachtete und erlebte seine ersten Bezugspersonen, von denen die Mutter, die uns in ihrem Bauch getragen hat, die erste und wichtigste ist. Darum beschreibt der Satz «Mutter ist die Welt für uns», wie wir unsere frühesten emotionalen Erfahrungen später hinausvergrößern in die Welt hinein und sie als einen Ort erleben, an dem uns die gleichen Erfahrungen nur in anderem Gewand wieder entgegenkommen. Wie die Ringe immer größer werden, die sich um einen Stein bilden, der ins Wasser gefallen ist, so wird aus unserer kleinen Welt, die durch unsere Mutter, Vater und andere frühe Bezugspersonen gebildet wird, die große Welt unserer Beziehungen im Erwachsenenleben, die Welt des Berufs und der Gesellschaft, die Welt, in der wir unseren Lebenskurs bestimmen. Prägende Erlebnisse mit anderen Menschen kommen hinzu und formen unser inneres Bild von uns selbst und der Welt weiter aus. Es entsteht ein innerer Mythos, eine Geschichte, die wir uns über uns selbst erzählen. Sie webt sich selbst immer weiter nach den Gesetzmäßigkeiten ihres an Eckpunkten unseres Lebens entstandenen Musters. Die Urerfahrung des Mütterlichen ist jedoch an der Wurzel unseres Seins. Wie wir unsere Mutter oder Mutterfigur erfahren und gedeutet haben, steht am Ausgangspunkt unseres Lebensweges. Dort nimmt seinen Ursprung, was zum Sinn und Zweck unseres Lebens werden kann, welche Aufgaben wir zu bewältigen haben und welche besonderen Fähigkeiten wir auf diesem Weg entwickeln.«Mutter ist die Welt für uns» bedeutet jedoch nicht, dass wir als formloses Wesen zur Welt kommen, dem die Umwelt ihren Stempel aufdrückt. Wir sind kein leeres Blatt, auf dem andere ihr Muster hinterlassen. Es geht nicht um ein Ausgeliefertsein an äußere Bedingungen, auch wenn wir über geraume Zeit unseres Lebens allein nicht überlebensfähig sind, sondern um einen innerseelischen Vorgang, an dem wir aktiv beteiligt sind und der nach dem Reißverschlussprinzip funktioniert: Wir bringen Anlagen mit, die eine Vorstrukturierung unserer Wahrnehmungen und Interpretationen darstellen. Über die elementaren Grundbedürfnisse hinaus, die alle Menschen teilen, neigen wir von Anbeginn unserer Existenz zu bestimmten Formen des Erlebens und Bewertens. Und wir neigen dazu, bestimmte Dinge hervorzuheben und andere auszugrenzen. Dennoch bildet diese Vorstrukturierung keinen engen Durchlass, sondern einen weiten Raum, in dem Platz für viele Möglichkeiten ist, solche, die uns und andere glücklicher und solche, die weniger glücklich machen. Unsere Anlagen und unsere Lebenserfahrungen wirken zusammen, klinken ein wie bei einem Reißverschluss, den wir selbst betätigen, um das Muster unseres Lebens zu weben. Wir stehen im Zentrum unseres persönlichen, von uns geschaffenen Universums. Die Welt, in der wir leben, ist die Welt, die wir durch unsere Beobachtung, Deutung und Bewertung in einem Wechselspiel zwischen innerem Kind und innerem Erwachsenen erschaffen. In beiden finden sich Anteile unserer inneren Eltern, die das symbolisieren, was wir von unseren Eltern verinnerlicht haben: Unser inneres Kind erzählt von unseren Gefühlserfahrungen mit ihnen, unser innerer Erwachsener davon, welche Wertmaßstäbe, Richtlinien und Zielsetzungen sie uns mitgaben und welchen Einfluss sie auf unsere rationalen und analytischen Fähigkeiten hatten. Unser inneres Kind jedoch ist die schöpferische Instanz, die das Leben immer wieder neu entstehen lassen kann, indem es seinen Impulsen «aus dem Bauch heraus» folgt und die Aufmerksamkeit dorthin lenkt, wo sich unser Horizont für neue Möglichkeiten des Sehens, Fühlens und Handelns öffnet.Unsere Gefühlswelt – dieser multidimensionale, kreative Raum in uns, der keine festen Ränder kennt – ist die Basis all dessen, wie wir intuitiv und von unseren Neigungen geleitet unterscheiden, bewerten, denken und entsprechend handeln können. Sie ist Wurzel und Quelle, Fundament und Motor. Zusammen mit dem Instinktbereich, dem anderen großen Antrieb in uns, erzeugt sie die Wirkungen unseres Lebens, das, was wir durch unser Reagieren, Fühlen und Handeln bewirken. Im Horoskop finden sich diese beiden Bereiche in der unteren Horoskophälfte, im ersten Quadranten am Aszendenten (Instinkt) und im zweiten am Imum Coeli (Fühlen). Hinzu kommen die beiden Planetenprinzipien, die das 1. und das 4. Haus in ihrer Urbedeutung vertreten: Mars und Mond. Weitere Komponenten, in denen wir unser inneres Kind entdecken können, sind das 5. Haus als dem Haus des schöpferischen Selbstausdrucks und die Wasserhäuser insgesamt, also nicht nur das 4. Haus, sondern auch das 8. und das 12., von denen in den Kapiteln «Wo finde ich das innere Kind im Horoskop?» und «Das göttliche Kind in uns» näher die Rede sein wird. Das 8. Haus nimmt dabei eine Zwischenstellung ein, da es in seiner Zielsetzung, die eine Analogie zum 10. Haus bildet, auch dem inneren Erwachsenen zuzuordnen ist.Unsere Instinkte verbinden uns mit dem Tierreich. Sie sorgen dafür, dass wir überleben, dass wir unsere elementaren Interessen wahrnehmen, dass wir unsere Bedürfnisse befriedigen. Zum Instinktbereich gehören Automatismen, über die wir schon von Geburt an verfügen wie den Saug- und Schluckreflex oder die Fähigkeit, Gefahr zu wittern und spontan zu reagieren, schneller als wir es durch Nachdenken jemals könnten. Sie erleichtern uns das Leben, denn wir verlieren keine Zeit, um zu einer Entscheidung zu kommen. Die Entscheidung fällt von selbst. Über diese Automatismen hinaus zählt für unser Wohlbefinden, ob wir unsere instinktiven Bedürfnisse stillen können. Je nachdem ob wir sie befriedigen können oder nicht, entstehen starke Lust- und Unlustgefühle, die sich auch entscheidend auf die Verfassung unseres inneren Kindes auswirken.Unser neugieriges, sehnsuchtsvolles, kreatives inneres Kind, das seinen Standort und Lebenssinn bestimmen möchte, findet sich jedoch am Imum Coeli und im 4. Haus. Auch in dieser Welt der Gefühle gibt es Automatismen – eingefahrene emotionale Reaktionen und fixierte Wünsche und Sehnsüchte. In den Automatismen unserer Emotionalität findet sich viel von dem, was wir als unser verletztes inneres Kind bezeichnen können, von dem später noch die Rede sein wird. Doch anders als im Instinktbereich, dessen Natur Wollen und Reagieren ist, legen wir in unserem seelischen Raum bewusst oder unbewusst fest, wie wir das, was wir erleben, deuten – welche Bedeutung wir ihm zuweisen, welchen Wert wir ihm zuschreiben und welche Rückschlüsse wir daraus ziehen. Entsprechend treffen wir Entscheidungen und stellen Weichen. Am Imum Coeli und mit dem Mond entscheiden wir auch darüber, wie wir mit unseren Bedürfnissen umgehen, wovon wir uns berühren lassen und wovon nicht und welche Erlebnisse und Interpretationen der frühen Lebenszeit für uns zu Schlüsselerlebnissen werden, die sich für uns dadurch wiederholen, dass wir Menschen und Situationen in unser Leben ziehen, die denen von früher gleichen und die wir auch so interpretieren, wie wir es damals, als Kind, getan haben – mit den gleichen Gefühlen von Macht oder Ohnmacht, Bestätigung oder Ablehnung.Aus der Tatsache, dass jeder von uns seine eigene Natur, seine Anlagen und Bedingtheiten mitbringt, die eine Grundausrichtung dafür bilden, wie er die Erfahrungen seines Lebens einordnen wird, erklärt sich, warum Geschwister sehr verschiedene Bilder ihrer Eltern haben können, die über den Erklärungsversuch hinausgehen, dass Eltern sich unterschiedlichen Kindern gegenüber auch unterschiedlich verhalten. Unser Bild von anderen Menschen entsteht aus unserer Beobachtung, die immer durch unsere persönliche Vorstrukturierung beeinflusst ist. Jede Aussage, die wir machen, ist auch immer eine Aussage über uns selbst: über die Art und Weise, wie wir unsere innere Welt aufbauen, über unsere tiefsten, prägendsten Beobachtungen, Gefühle, Deutungen und Rückschlüsse, aus denen Glaubenssätze, Erfahrungswiederholungen und Lebensmotive entstehen, die wir in den Bildern vom freien inneren Kind und vom verletzten inneren Kind zusammenfassen können.Begrenzt wird unser inneres Kind durch den inneren Erwachsenen, jenen Teil in uns, durch den wir uns in die Gemeinschaft und in die Gesellschaft integrieren, der sich organisieren, disziplinieren und an Regeln halten kann, der überhaupt erst weiß und versteht, was diese Eigenschaften bedeuten und wofür sie gut sind. Diese Begrenzung ist gleichzeitig eine Kanalisierung der schöpferischen Energie unseres inneren Kindes, so wie sich das Wasser einer Quelle in ein Flussbett ergießt. Auch wenn das Wasser sich sein Bett selbst gräbt, ist dessen Form doch vom Untergrund und Wind und Wetter abhängig. Es entsteht aus der Energie des Wassers selbst und der Verbindung, die es mit den vorgegebenen Bedingungen eingeht.Leider sind noch keine Bewertungen vorhanden. Seien Sie der Erste, der das Produkt bewertet.
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