Die Astrologie liefert Strukturen, mit denen wir eine Landkarte des Seelenlebens erstellen können. Die Inhalte dieser Strukturmuster sind psychologischer oder sozialer Natur. Es gibt vier Grundbedürfnisse, auf denen die vielfältigen Prozesse des organischen Lebens beruhen. Dane Rudhyar zeigt in diesem Buch auf sehr eindrückliche Weise, dass die menschlichen Grundfunktionen mit den Planetenpaaren Saturn und Mond, Jupiter und Merkur sowie Venus und Mars in Beziehung stehen. Betrachten Sie die Planeten als eine symbolische Entsprechung dieser Grundprinzipien, dann werden Sie sehr schnell erkennen, wo die Bedeutung, der Sinn und die Aufgabe des Individuums in unserem Universum liegen.
Aus dem Inhalt:
- Der Komplex und sein Ursprung
- Mutter- und Vater-Komplexe
- Astrologische Anzeichen von Vater- und Mutter-Komplexen
- Die Jupiter-Merkur-Funktion und ihre Problematik
- Die astrologische Grundlage sozialer Komplexe
- Merkur-Probleme
- Der Merkur-Zyklus und die Funktion des Verstandes
- Mars, Venus und das emotionale Leben
- Venus im Geburtshoroskop
- Mars im Geburtshoroskop
- Der Drang der Persönlichkeit nach Transzendenz
Dane Rudhyar (1895 - 1985) geboren und aufgewachsen in Frankreich. Er komponierte zahlreiche Werke für Orchester und Klavier und emigrierte während des Ersten Weltkrieges in die USA. Dort kam er zu der Theosophischen Gesellschaft und befasste sich intensiv mit östlicher Philosophie und Psychologie. Seit Erscheinen seines Hauptwerkes "Die Astrologie der Persönlichkeit" gilt er als der Begründer der psychologischen Astrologie. Er verfasste 60 meist astrologische Bücher.
Astrologie als bewusster Weg
In diesem Buch habe ich versucht, eine moderne Form der Psychologie und der Astrologie eng miteinander zu verbinden. Die Erörterung psychologischer Komplexe und emotionaler Probleme erfolgt grundsätzlich auf dem Niveau einer psychologischen Untersuchung der Gesamtperson, und ich meine, dies kann dem Leser, der an einem umfassenderen Verständnis seines Charakters und dem anderer interessiert ist, wertvolle neue Einsichten bringen, ungeachtet dessen, ob er sich mit Astrologie befasst oder nicht. Astrologie spielt jedoch eine wesentliche Rolle bei der Analyse der Ursache und Bedeutung psychologischer Frustrationen, Spannungen und Blockaden, denn sie liefert einen strukturellen Bezugsrahmen, der uns befähigt, sozusagen eine Landkarte des Seelenlebens eines Individuums zu errichten.
Astrologie liefert die «Struktur», die Psychologie die «Inhalte» in der vorliegenden astro-psychologischen Untersuchung über Menschen unter Bedingungen der Belastung und Anspannung aber auch in grundsätzlich eher harmonischen Situationen. Wie ich oft betont habe, werden diese beiden Faktoren – Struktur und Inhalte – in jeder ernsthaften und umfassenden Studie aller Existenzformen benötigt, ob diese biologisch, psychologisch, sozial oder eben kosmisch sind. Die Paarung der Planeten Saturn und Mond, Jupiter und Merkur, Venus und Mars ist Teil einer sehr alten astrologischen Tradition; doch die Bedeutung solcher Planetenpaare wurde in der Regel nicht voll verstanden. Die Paarung wurde gewöhnlich nicht mit den Grundfunktionen in Beziehung gebracht, die jedem lebenden Organismus oder auch jedem beständigen und sich selbst fortpflanzenden System sozialer Organisation innewohnt.
Diese Form von Beziehung wird im zweiten Kapitel dieses Buches diskutiert, und ein viertes Planetenpaar, Uranus und Neptun, wird hinzugefügt. Dieses entspricht einem Antrieb, der in menschlichen Wesen besonders intensiv ist, doch auch in anderen Lebensformen existiert – der Drang nach Selbst-Transformation und Selbst-Überschreitung. Dies ist ein innerer Trieb, der sich auf der biologischen Ebene vermutlich als «Mutationen» ausdrückt, doch im Menschen zum großen Promethischen Verlangen nach immer weiteren Horizonten wird, nach der Eroberung höherer Existenzebenen, um «mehr als nur Mensch» zu werden und übermenschliche Bewusstseinszustände zu erreichen – um «Gott-ähnlich» zu werden.
Was der Esoteriker den «Pfad» nennt, ist ein Weg der Transformation und Selbstüberschreitung; und es lässt sich leicht zeigen, dass dieser Weg drei fundamentale Stufen umfasst– Stufen, die in der astrologischen Symbolik durch Uranus, Neptun und Pluto dargestellt werden – zusammen mit einer vielleicht vierten Ebene, die auf einen bisher noch unbekannten Planeten zu beziehen ist, dessen mögliche Existenz ich vor vielen Jahren erörterte, wobei ich den Planeten vorläufig Proserpine nannte. Das Studium dieser Planeten jenseits von Saturn, die im traditionellen System der Astrologie, das wir von den Griechen und Chaldäern erbten, nicht bekannt waren, würde mehrere Kapitel in Anspruch nehmen und hätte dieses Buch wesentlich verlängert. Aus diesem Grund streifte ich diese Planeten nur knapp. Ihre Bedeutung für eine transpersonale Astrologie wurde ausführlich in meinem letzten Buch The Sun is also a Starerörtert. In einem anderen Werk, Das astrologische Häusersystem: Das Spektrum individueller Erfahrung erläuterte ich, wie ihre Stellung in den zwölf Häusern des Geburtshoroskops die individuelle Erfahrung, die mit dem jeweiligen Haus verbunden ist, beeinflusst. Ich zeigte auch, dass ein Planet in dieser Position jeweils auf besonders signifikante Weise enthüllt, wie diese transformativen Funktionen, auf die sich die drei Planeten beziehen, im Leben des Individuums wirken.
Die Ideen, die in diesem Buch entwickelt wurden, beziehen sich auf ein Thema , das ich einige Jahre, nachdem ich dies schrieb, «humanistische Astrologie» nannte. Der Ausdruck humanistisch wurde nicht aufgrund irgendeiner Beziehung zur humanistischen Bewegung im Europa des 15. Jahrhunderts gebraucht – die sich später in eine anti-religiöse und ultra-rationalistische Kraft unserer westlichen Zivilisation entwickelte. Ich verwende ihn vielmehr, um meinen Zugang zur Astrologie auf die Bewegung der humanistischen Psychologie zu beziehen, die mit Abraham Maslow, Anthony Sutich und anderen begann. Ebenso wie sich die humanistische Psychologie als eine «dritte Kraft» neben der Freudianischen Psychologie auf der einen Seite und der Verhaltens- und der experimentellen Psychologie auf der anderen Seite entwickelt hat, so hielt ich die humanistische Astrologie für wesentlich verschieden von der traditionellen wahrsagenden und prognostischen Astrologie und auch von der gegenwärtigen Forschungs- und statistischen Astrologie, die darauf aus ist, wissenschaftliche Anerkennung zu erlangen.
Diese humanistische Astrologie hat ihren Ursprung in meinem Buch Die Astrologie der Persönlichkeit. Sie wurde in verschiedenen Büchern weiterentwickelt, darunter The Pulse of Life und Der Sonne/Mond-Zyklus und später in The Practice of Astrology und Person Centered Astrology. Was ich in all diesen Schriften zu zeigen versuchte, ist, ich wiederhole, die gegenseitige Abhängigkeit einer Psychologie, die sich mit der menschlichen Person als Ganzes befasst, und einer Astrologie, deren Zweck es ist, Individuen bei der Entwicklung und Erfüllung ihres gesamten Wesens auf allen Ebenen zu helfen.
Es sollte jedoch klar sein, dass Astrologie und Psychologie nur dann von gegenseitigem Nutzen füreinander sein können, wenn man versteht, dass das astrologische Denken radikal verschieden ist vom rein intellektuellen Denken und den empirischen Methoden, die in der modernen Wissenschaft betont werden. Die Wissenschaft beschreitet den Weg des Ausschließens, indem sie nur mit Merkmalen umgeht, die sich großen Gruppen zuordnen lassen. Astrologie geht dagegen den Weg des Einschließens, indem sie jedes Lebensphänomen auf einige grundsätzliche Prinzipien bezieht, die als universell gültig betrachtet werden. Die astrologischen Planeten (einschließlich Sonne und Mond) sind eine symbolische Entsprechung dieser Prinzipien. Da diese Grundprinzipien auf verschiedenen Ebenen der Existenz wirken, kann man nicht sagen, dass sich die Planeten auf spezielle Angelegenheiten, Ereignisse oder Wesen beziehen; sie stellen Funktionen dar, die nur einen allgemeinen Charakter haben, da sie jedem organisierten System gemeinsam sind. Dem gemäß habe ich von der Astrologie als einer Symbolsprache gesprochen, als einer Technik des Verstehens, als einem Gegenpol zu der auf Ausschließlichkeit basierenden empirischen und rationalistischen Wissenschaft, die unsere kollektive Mentalität beherrscht. Sie ist eine Methode, um zu entdecken, wo das Individuum in das universale Schema des Lebens passt, wo die Bedeutung und der Sinn die Platzierung und die Aufgabe des Individuums in unserem Universum liegt– dem Universum, das unsere menschlichen Sinne und unser Verstand wahrnehmen können und in dem wir daher bewusst wirken können.
Astrologie kann ein bewusster Weg sein, den Lebenserfahrungen zu begegnen und aus ihnen Verständnis und Weisheit zu erlangen. Doch sie ist nur ein Mittel – eines unter vielen. Ebenso wie auch die moderne Wissenschaft nur ein Weg ist – eine Vorgehensweise unter vielen. Jede Methode hat ihren Wert und bringt auf einer bestimmten Ebene Ergebnisse hervor. Ob diese Ergebnisse konstruktiv oder destruktiv sind, höchst bedeutsam im menschlichen Sinne oder nur oberflächlich und rein persönlich, hängt davon ab, wie und von wem die Methode angewendet wird. Ich kann nur hoffen, dass jene Menschen, die die Konzepte und Techniken gebrauchen wollen, die ich in meinen Büchern dargestellt habe, diese nicht zur Ego-Erhöhung, aus intellektueller Neugierde oder nur zu ihrem materiellen und sozialen Vorteil verwenden werden, sondern um bewusstere und ganzheitlichere Männer und Frauen zu werden, die bereit sind, anderen dabei zu helfen, bedeutungsvoller und harmonischer mit ihren eigenen Problemen umzugehen und ihr angeborenes Potenzial zu verwirklichen.
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