Dreiecksbeziehungen sind ein archetypisches Muster des menschlichen Lebens. Meistens versuchen wir ihnen aus dem Weg zu gehen, denn sie konfrontieren uns mit schmerzhaften Emotionen. Geraten wir in ein Beziehungsdreieck - sei es als Betrüger, als Betrogener oder als Objekt des Betrugs - so hat dies meist einen tieferen Sinn. Neben den sexuellen Dreiecksbeziehungen unter Erwachsenen, gibt es weitere mögliche Verhältnisse. Das Familien-Dreieck steht meist am Anfang und hat oft lange Nachwirkungen. Es gibt aber auch Dreiecksbeziehungen zwischen Freunden oder einem nicht menschlichen Faktor so z.B. die Hingabe des Anderen an die Arbeit oder an spirituelle Bestrebungen. Häufig gibt es auch Schutz- oder Macht-Dreiecke oder Dreiecksbeziehungen zur Erlangung des Unerreichbaren.
Ausgehend von diesen universellen Erwägungen betritt Liz Greene ein neues Gebiet. Sie ergründet, ob es bestimmte Faktoren im Horoskop gibt, die auf eine Dreiecks-Tendenz schließen lassen. Ebenso geht sie der Frage nach, warum manche Menschen eher als andere in derartige Verhältnisse verwickelt werden und was sie dazu antreibt. Neben diesen lebenspraktischen Themen zeigt sie, welche Herangehensweise uns einen kreativen Umgang mit Dreiecksbeziehungen ermöglicht. Wertvolle Hilfestellungen dazu erhalten wir aus dem Horoskop.
Betrüger und Betrogene in Dreiecksbeziehungen
Es gibt die verschiedensten Formen von Dreiecksbeziehungen, nicht nur die sexuelle unter Erwachsenen. Und selbst wenn wir uns auf sexuelle Dreiecke beschränkten, würden sehr unterschiedliche Ausprägungen zutage treten. Es gibt Liebes-Dreiecke, bei denen alle drei Punkte fix sind: Jemand aus der Beziehung ist mit einer dritten Person zusammen, und zwischen den dreien bewegt sich nichts. Diese Dreierbeziehung ist statisch und kann für viele Jahre, vielleicht bis zum Tod eines der Beteiligten, Bestand haben. Es gibt andere Verhältnisse, bei denen sich ständig etwas verändert. Denkbar ist auch, ständig mit anderen Partnern Ehebruch zu begehen anstatt immer mit dem gleichen. Alle diese Situationen stellen Dreiecksbeziehungen dar, auch wenn wir manche moralisch akzeptabler finden mögen als andere. Alle aber können das gleiche Spektrum von Gefühlen hervorrufen.
Neben den sexuellen Dreiecksbeziehungen unter Erwachsenen, die eine Verwicklung der Beteiligten in sämtlichen geschlechtlichen Kombinationen beinhalten, gibt es viele weitere Verhältnisse. Die Beziehung zwischen Eltern und Kind bildet die Ausgangslage. Es gibt Dreiecksbeziehungen mit Freunden oder mit einem nicht menschlichen Faktor, wenn sich der Partner womöglich durch die Hingabe des anderen an die Arbeit oder eine künstlerische Aktivität oder spirituelle Bestrebung betrogen fühlt. Diese Art von Dreierbeziehung kann die gleichen Gefühle hervorrufen wie die sexuelle. Jeder von Ihnen, der kreativ tätig ist, weiß: Zieht man sich in den kreativen Bereich zurück, lässt man den Partner allein, was zu großer Unsicherheit führen kann. Der kreative Prozess ist ein Akt der Liebe, weshalb der Überlieferung nach das 5. Haus über beides herrscht. Wenn man seine Arbeit liebt, kann dies Eifersucht hervorrufen.
Selbst mit Tieren kann es Dreiecksbeziehungen geben. Vielleicht halten Sie das für komisch ? möglicherweise aber spürt jemand Eifersucht oder fühlt sich verletzt oder zurückgewiesen angesichts der tiefen Zuneigung des Partners zu einer Katze oder einem Hund. All diese verschiedenen Arten von Dreiecken mögen auf den ersten Blick keinen Zusammenhang aufweisen. Was sie aber gemeinsam haben, ist Folgendes: Die Komponente der Liebe ist nicht mehr auf zwei Parteien beschränkt. Und wenn wir die Liebe einer Person mit jemand anderem oder sogar etwas Ungreifbarem wie der Fantasie teilen müssen, mögen wir uns hintergangen und betrogen fühlen oder glauben, dass uns etwas geraubt wurde.
Ich glaube nicht, dass irgendetwas in unser Leben tritt, das nicht in der einen oder anderen Weise zu unserer persönlichen Reise gehört. Das hat nichts mit Schuld oder dem Ursache-Wirkung-Prinzip zu tun; es geht um die tiefere Bedeutung, die transformativ sein kann für denjenigen, der darauf vorbereitet ist. Wie schmerzhaft es auch sein mag ? wenn sich in unserem Leben eine Dreiecksbeziehung manifestiert, so hat dies seinen Grund. Wir können die Entscheidung treffen, darauf mit Wut, Selbstmitleid, Bitterkeit oder rationalen Erwägungen zu reagieren. Vielleicht entschließen wir uns, jemand anderen für die Situation verantwortlich zu machen. Wir können uns aber auch entschließen, die Dreiecksbeziehung als Ausgangspunkt für eine aufrichtige Prüfung unserer selbst zu nutzen. Das ist sehr schwierig, weil die Erfahrung der Demütigung für gewöhnlich alle möglichen kindlichen Verteidigungsmechanismen auferstehen lässt. Es fordert sehr viel, über diese ursprüngliche Reaktionsweise hinaus eine umfassendere Perspektive zu entwickeln.
Der Betrüger ist die Person, die dem Augenschein nach die Entscheidung trifft, die zum Dreieck führt. Ich benutze das Wort Augenschein, weil häufig unbewusste Leidenschaft eine größere Rolle spielt als die bewusste Wahl; außerdem kann man nicht wissen, ob ein geheimes Einvernehmen zwischen Betrüger und Betrogenem besteht. Was immer unter der Oberfläche am Werk sein mag ? der Betrüger ist eine zerrissene Seele. Er liebt und fühlt eine leidenschaftliche Anziehung; er hat das Bedürfnis nach zwei verschiedenen Menschen. Die meisten von uns neigen zu der Auffassung, dass Liebe etwas Ausschließliches sein sollte, auch wenn wir uns von unserem Bewusstsein her freizügiger äußern mögen. Aufgrund der Werte unseres jüdisch-christlichen Erbes wurden wir in dem Glauben erzogen, dass Liebe diesen Namen dann nicht verdient, wenn sie auf mehr als nur eine Person gerichtet ist ? was grundsätzlich als ?schlecht? sowie als Verfehlung eingestuft und mit Selbstsucht und Gefühllosigkeit gleichgesetzt wird. Diese Art von innerlicher Aufspaltung kann schwer zu ertragen sein. Es liegt für den Betrüger nahe, seinen Betrug auf die verschiedensten Weisen zu rechtfertigen. Man hört kaum je einen Betrüger sagen: ?Ich bin gespalten. Ich fühle mich hin und her gerissen.? Viel verbreiteter dagegen ist folgender Standpunkt: ?Mein Partner/meine Partnerin behandelt mich schlecht. Er/Sie gibt mir nicht genug Sex, Geld, Aufmerksamkeit, Kinder, warme Mahlzeiten. Ich bin unglücklich. Insofern habe ich das Recht, mich nach jemand anderem umzuschauen.?
Am nächsten Punkt des Dreiecks sehen wir den Betrogenen, dem Augenschein nach das unfreiwillige Opfer der Unfähigkeit des Betrügers, seine Liebe auf eine Person zu beschränken. Ich verwende wiederum das Wort Augenschein, weil auch hier unbewusst ein geheimes Einvernehmen bestehen mag. Sie werden später noch sehen, dass alle drei Punkte des Dreiecks austauschbar sind, sie unterscheiden sich nicht so sehr, wie man zunächst denken sollte. Der Betrogene hält sich im Allgemeinen für treu und den oder die andere für untreu ? weil es jemand anderes war, der die Dreiecksbeziehung erschaffen hat. Für gewöhnlich sind wir der Ansicht, dass der Betrogene es am schwersten hat, weil er derjenige ist, der normalerweise Wut und Eifersucht empfindet und Gefühle der Demütigung erlebt.
Schließlich gibt es am dritten Punkt des Dreiecks das Objekt des Betrugs. Diese Person tritt zu einer zwischen zwei Menschen existierenden Beziehung hinzu und droht sie zu verändern oder zu zerstören. Dieser Part hat für gewöhnlich eine schlechte Presse, er gilt als ?Räuber?, der jemandem den geliebten Besitz wegnimmt. Wenn wir es sind, die diesen Punkt besetzen, dürfen wir nicht auf viel Mitgefühl rechnen. Und garantiert nicht aus der bestehenden Beziehung, die ihre Zukunft bedroht sieht. Das Objekt des Betrugs könnte aber das Gefühl haben, seinerseits Opfer zu sein und den Betrogenen als Räuber sehen. Auf diese Weise können wir einen ersten Eindruck von der verborgenen Beziehung zwischen diesen beiden Dreieckspunkten erhalten.
Es gibt Menschen, die sich um dieses Dreieck herum bewegen und während ihres Lebens alle drei Punkte einnehmen, manchmal sogar immer wieder aufs Neue. Es gibt andere Leute, die nur eine Position bekleiden und niemals wechseln, sondern immer nur den oder die Betrogene oder den Betrüger oder die Betrügerin darstellen. Oder man ist auf das Objekt des Betrugs festgelegt und zieht fortwährend Menschen an, die bereits gebunden sind. Das ist einer der Sachverhalte, die ich später noch erörtern möchte. Ich möchte Sie bitten, aus Ihrer Erfahrung heraus für sich zu entscheiden, welchen Punkt Sie favorisieren ? wenn dies denn das richtige Wort ist. Haben Sie sich um das Dreieck herum bewegt, oder sind Sie an einem Punkt hängen geblieben? Und haben Sie bestimmte moralische Auffassungen zu den verschiedenen Rollen?
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