Im zweiten Teil wird zunächst die Berechnung des antiken Horoskops gezeigt. In der Spätantike gelang es schließlich, auch die Zwischenhäuser exakt zu berechnen. Die Schicksalsbedeutungen der zwölf Himmelshäuser war bei den alten Astrologen ein zentrales Wissensgut. Dies zeigt eine Zusammenstellung der antiken Bezeichnungen und Bedeutungen der Himmelshäuser. Den Abschluss des Buches bildet eine Darlegung des logischen Aufbaus der astrologischen Häuser und deren Bezug zur Organuhr.
Das hermetische 12-Häuser-System oder die Dodekatropos
Das hermetische 12-Häuser-System ist eine Neuschöpfung aus dem 1. Jahrhunderts v. Chr. Allerdings galt es als Offenbarung des Gottes Hermes-Merkur und wurde alten, berühmten Autoren wie dem König Nechepso und dem Priester Petosiris in den Mund gelegt. Mit dem Quadrantensystem der Vorzeit und der Oktatopos des Manilius hat es nichts mehr gemein. Seine Neuerungen und Fortschritte sind hauptsächlich folgende:
1. Umstellung vom Medium Coeli auf den Aszendenten
2. Neue Häusernamen, andere Götter als Vormünder (Tutores)
3. Relative Gleichwertigkeit der Häuser und daher Benennung in einem einheitlichen Sinn; später Durchnummerierung von I bis XII
4. Anordnung entgegen dem Sinn des Uhrzeigers entsprechend dem Aufgang der Tierkreiszeichen, Beginn mit dem Widder
5. Weniger pessimistische Einstellung gegenüber dem Dasein, neutrale Registrierung von Bedeutungsinhalten
6. Systematische Ordnung und Herausarbeitung von wichtigen Lebensgebieten und Aufteilung auf die Himmelsgebiete
Im hermetischen 12-Häuser-System teilte man auf dem Gürtel der Ekliptik von dem festen Punkt aus, der sich als Schnittpunkt von Ekliptik und Horizont ergab, dem Aszendenten, ausgehend, linksläufig, also entgegen dem Lauf des Uhrzeigers, nach der unteren Himmelsmitte zu der Reihe nach zwölf gleiche Abschnitte, Zwölftel des Tierkreises oder Dodekate-Moria, zu je 30° ab. Weil hier alle Häuser gleich groß sind, nämlich 30°, spricht man hier von der »äqualen« Manier (von lat. aequalis, gleich). Da die äquale Manier in einem der wenigen erhaltenen und leicht zugänglichen Lehrwerke über Astrologie steht, gewann sie einen verhängnisvollen Einfluss auf die Neuzeit. Der Nicht-Fachmann Firmuicus Materus, ein Sizilianer senatorischen Ranges, gab sein Lehrwerk Mathesis in 8 Büchern 337 nach Chr. kurz vor dem Tode des Kaisers Konstantin des Großen heraus, als dieser noch nicht getauft war. Die Arbeit mehrerer Jahrhunderte vernachlässigend, vertrat er ältere Ansichten, die durch die Wissenschaftler seiner Zeit schon überholt waren, sodass bisweilen die Meinungen dieses nachhinkenden Epigonen fälschlich als die antike Häusermethode bezeichnet werden. In Wirklichkeit ging man vom äqualen System schon ab 200 nach Chr. zum inäqualen über. Vom heutigen Stand der Entwicklung aus ist die äquale Manier nur als Hilfsmethode zur Ergänzung der ungleichen Zwischenhäuser zu werten.
Vielerlei Motive natursymbolischer, mythologischer, mathematischer und philosophischer Natur haben bei der Aufstellung des hermetischen 12-Häuser-Kreises mitgewirkt. Sie haben das Ganze zu einem bunten Teppich verwoben, der die Jahrhunderte überdauert hat. Auf das älteste Motiv, die Symbolik des Tageslaufes, deuten schon die Namen der wichtigsten unter den zwölf Häusern hin. Die Beibehaltung der Ausdrücke für die vier Eckhäuser aus dem Quadrantensystem beweist, dass die Einteilung des Tageslaufes am Himmel eine der wichtigsten Analogien für die Aufstellung des 12-Häuser-Kreises war. Die zwölf Häuser entsprachen auch den zwölf Doppelstunden des babylonischen Volltages; deswegen muss ein richtiges Häusersystem die zwölf Temporalstunden des Punktes am Meridian zugrunde legen. Als Abbild des Tageslaufes der Sonne wurde der Häuserkreis daher ein Abbild des Lebenslaufes. Wenn früher Serapion in altertümlicher Weise die Teile des Horoskopes als Teile des Lebenskreises angesehen hatte, so brachte man jetzt die Häuser in Beziehung mit dem Sonnengott, seinen Taten und Leiden, seinen Aufgaben, Arbeiten und Zeremonien.
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