Oftmals wird die Kluft zwischen der psychologischen und der prognostischen Astrologie als nicht überbrückbar angesehen. In diesem Buch untersucht Liz Greene die psychische Dynamik, die hinter konkreten Ereignissen steckt und plädiert für eine Verbindung beider Standpunkte. Zunächst wird die Rolle von Komplexen und Projektionen erläutert. Aus archetypischer, psychologischer und spiritueller Sicht erklärt die Autorin diese inneren Antriebskräfte und zeigt, wie sie positiv ausgelebt werden können. Wichtig ist dabei zu wissen, dass Transite und Progressionen auf unterschiedlichen Ebenen erlebt werden können. Wann kommt es zu einem Ereignis? Wann ist es für den Betroffenen real? Transite und Progressionen enthüllen die zeitliche Entfaltung des Geburtshoroskops. Sie spiegeln die Auslösung der Komplexe wider. Die Autorin zeigt dabei vor allem, wie der Geborene sich seine eigene Realität erschafft. Er hat aber auch die Möglichkeit Geschehnisse zu ändern oder zu transformieren. So erfährt der Leser, wie sich die innere und die äußere Wirklichkeit in Einklang bringen lassen.
Wie interpretiert man Transite und Progressionen aus psychologischer Sicht?
Ich möchte mit der Aussage beginnen, dass ich nicht im Geringsten den Wert und die lange Tradition der vorhersagenden Astrologie infrage stelle ? allerdings dürfte Ihnen allen die innerliche Dimension unserer Themas klar sein. Beides schließt sich auch nicht aus. Psychologisch heißt nicht nur ?innen?. Zu viele von uns haben die Erfahrung von genauen, konkreten Vorhersagen gemacht, als dass man behaupten könnte, dass die Planeten in keinem Zusammenhang zur äußeren wie zur inneren Welt stehen oder dass in keiner Situation Prophezeiungen möglich wären. (...)
Wie dem auch sei, sich nur auf die prognostische Seite der Astrologie zu konzentrieren, ist wie ein Arzt, der sich nur mit einem körperlichen Symptom beschäftigt, ohne den Menschen in seiner Gesamtheit und die Beziehung zwischen Körper und Psyche in Betracht zu ziehen. Über die Jahre bin ich zu der Überzeugung gekommen, dass vieles von dem, was uns in Begriffen von Transiten und Progressionen als schicksalhaft erscheint, in keiner Weise schicksalhaft ist. Es sind unsere unbewussten Komplexe, die hier am Werk sind. Als Individuen ebenso wie als Kollektiv tragen wir, ohne es zu wollen, zu Situationen bei oder erschaffen sie sogar, bei denen Themen aus unserem Inneren zum Ausdruck kommen. Wir haben dann womöglich versucht, diesen Themen zuvor aus dem Weg zu gehen oder sie sind einfach reif und kairos, der richtige Moment, ist jetzt gekommen.
Es wäre töricht anzunehmen, alle Situationen des Lebens wären von uns erschaffen, viele sind es nämlich nicht. Man kann nicht sagen, dass sechs Millionen Juden besondere Transite oder Progressionen hatten, die bedeuteten, dass sie in Konzentrationslager deportiert wurden. Das wäre abwegig. Töricht wäre auch, das bei derartigen Akten der Brutalität auf der Massenebene wirksame unbewusste Einverständnis zu ignorieren. Es gibt kollektive Strömungen und Ausbrüche aber auch ?natürliche? Katastrophen wie Erdbeben und Fluten, die die individuellen Entscheidungsmöglichkeiten, die Komplexe und den Willen überlagern. Vielleicht existieren auch noch tiefere spirituelle Faktoren, wozu ich aber nicht Stellung nehmen kann.
Viele Anhänger der Astrologie glauben an Karma. Es ist nicht so, dass ich ungläubig wäre. Ich habe aber das Gefühl, dass es komplizierter ist als die Ansicht, dass man im letzten Leben nett oder nervig war und deshalb in diesem Leben belohnt oder bestraft wird. Moral ist relativ und ungemein subjektiv. Ich bezweifle den Nutzen solch vereinfachender Herangehensweisen an den spirituellen Bereich. Es könnte aber ohne weiteres etwas geben, das sich durch die einzelnen Inkarnationen hindurchzieht und über sie hinausreicht ? wobei aus den Entscheidungen jeder Lebenszeit ein ?Stoff? resultieren könnte, der wie ein Magnet auf die Art von Erfahrungen wirkt, die wir anziehen. Dies könnte ein Faktor sein, der über die bewussten Aktivitäten des Lebens hinausgeht. Sie werden sich erinnern, dass wir im ersten Teil des Buches über diesen Gegenstand sprachen.
Es könnte Faktoren in unserem familiären Erbe geben, über die wir keine Kontrolle haben. Wie unfair das auch zu sein scheint, wir haben das Erbe übernommen und sehen uns mit den familiären Konflikten und Komplexen konfrontiert, die sich über viele Generationen hinweg gebildet haben und die häufig wie eine Art von Schicksal wirken. Wenn solche Konflikte über lange Zeit ungelöst waren, sind wir möglicherweise nicht flexibel genug, bestimmte Ereignisse herbeizuführen oder zu vermeiden. Wer wenig psychologisches Erbmaterial mit sich herumträgt, hat zweifellos mehr Entscheidungsfreiheit.
Neben dem individuellen Bewusstsein gibt es noch viele andere Faktoren, die darüber bestimmen, wie Transite und Progressionen zum Ausdruck kommen. Nichtsdestotrotz: Vieles von dem, was wir für vorhersagbar halten, könnte nicht vorherzusagen sein ? wenn das individuelle Bewusstsein über die Ebenen, auf denen wir Realität erfahren, hinausgeht. Dann haben wir womöglich die Freiheit, künftige Geschehnisse zu ändern oder zu transformieren oder kreativer mit all dem umzugehen, was gemäß den Auswirkungen der unbewussten Komplexe unsere eigene Schöpfung ist. Und was die Dinge betrifft, über die wir keine Kontrolle haben. Diese werden wir schon schnell genug kennen und akzeptieren lernen. Es geht darum, das Unausweichliche auf eine spirituellere Weise hinzunehmen.
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