Das vorliegende Buch stellt es eine wesentliche Bereicherung für jeden Astrologen dar, der die einzelne Tierkreisgrade deutet und ernsthaft daran interessiert ist, deren tiefere Bedeutung zu erkennen. Nur eine umfassende Kenntnis des möglichen Sinngehalts eines Grades ermöglicht eine verantwortungsvolle und zutreffende Deutung. Ergänzend zu den Symbolen gibt der Autor immer noch den planetaren Einfluss an, unter dem ein Symbol steht. Anhand dieser Zuordnung lässt sich bereits vorweg erkennen, in welche Richtung das Symbol zu deuten ist, aber auch die Beschreibung des Grades lässt sich dadurch oftmals besser verstehen. Erst die Zusammenschau unterschiedlicher Deutungsansätze bringt eine belastbare Aussage. Insofern werden Sie mit diesem Buch Ihre Treffsicherheit bei der Graddeutung spürbar präzisieren.
Isidore Kozminsky (1870 - 1940), war der Sohn eines aus Preussen stammenden jüdischen Juweliers, der nach Melbourne ausgewanderte. Später war Kozminsky ein führendes Mitglied des Golden Dawn. 1935 wanderte er mit seiner Familie nach England aus und machte sich dort als Esoteriker einen Namen.
Die erweiterte Deutung der Tierkreisgrade
Es ist nicht bekannt, wie Kozminsky zu den symbolischen Beschreibungen gelangt ist, vermutet werden kann eine innere Schau, vergleichbar derjenigen von Elsie Wheeler oder dem Channeling bei Sepharial. Bemerkenswert ist weiterhin, dass beide Beschreibungen etwa zur gleichen Zeit entstanden sind: Kozminsky veröffentlichte sein Buch erstmals 1917, Elsie Wheeler gab ihre Beschreibungen 1923, nur fünf Jahre später. Während jedoch Wheelers Mentor Marc Edmund Jones Astrologe und in astrologischen Kreisen schon etabliert war, findet sich Kozminskys spirituelle Heimat in der Freimauererei; Astrologie war für ihn nie hauptsächliches Betätigungsfeld. So wundert es kaum, dass seine Deutungen lange Zeit kaum Eingang in die astrologische Arbeit gefunden haben, ganz im Gegensatz zu den Sabischen Symbolen, die durch den Einsatz von Jones, aber auch die kongenialen Beschreibungen durch Dane Rudhyar, heute sicher zu den bekanntesten gradastrologischen Darstellungen gehören.
Kozminskys Symbole sollten sich nun dem gleichen Test unterziehen lassen wie die Monomörien oder die Sabischen Symbole: Besteht eine Wiedererkennbarkeit mit den Tierkreiszeichen in denen sie stehen? Hierzu wieder der erste Grad des Zeichens Zwillinge, der lautet hier: „Zwei mit Kugeln verzierte ionische Säulen – aus den Wolken dahinter brechen Flammen hervor.“ Wieder taucht die Zweizahl auf, ebenso wie bei den Monomörien. Und die Wolken dahinter könnten als der (noch) umwölkte Geist gesehen werden, aus dem die Flammen der Erkenntnis hervorbrechen. Ein ähnliches Bild, das mit den Zwillingen in Zusammenhang gebracht werden könnte, findet sich im allgemeinen Sprachgebrauch, wenn man von „Kreuzen geistiger Klingen“ spricht. Also auch hier, bei Kozminskys Symbolen, ist die Zuordnung zum Zwillingszeichen erkennbar. Wiederum beschreibt er eine andere Facette dieses Tierkreisabschnitts, die mit den Monomörien und den Sabischen Symbolen nicht in Widerspruch steht, sondern die gleiche Grundtatsache nochmals in ein neues Bild fasst. So ermöglichen die Bilder, die uns Isidore Kozminsky hinterlassen hat, eine noch differenziertere Beschreibung, als es nur mit den Sabischen Symbolen, Sepharial oder den Monomörien möglich wäre.Für den Tierkreisabschnitt 1° Zwillinge gewinnt man also durch die Kozminsky-Symbole eine weitere, wertvolle Facette, und so liest sich dieser Grad, nimmt man alle hilfreichen Symbole, wie folgt:
- Zwei Männer, die sich die Hände halten (Monomörie)
- Ein Glasbodenboot in ruhigem Gewässer (Wheeler)
- Zwei gelbe Blumen wachsen im Schatten eines ausladenden Baumes (Sepharial)
- Zwei mit Kugeln verzierte ionische Säulen – aus den Wolken dahinter brechen Flammen hervor (Kozminsky)
(…) Keine dieser Beschreibungen widerspricht der anderen, aber es scheint, als würden, sollten die Beschreibungen für eine bestimmte Person gelten, unterschiedliche Menschen beschrieben werden. Und das, obwohl die Symbole einander zumindest insofern ähneln, als sie als zwillingshaft erkennbar wind. Jedoch kann man auch sagen: eine jede der modernen Darstellungen ergänzt einen Teil, der ohne sie nicht erkannt worden wäre. Kozminsky beispielsweise ist derjenige, der die Überstürzung und die daraus resultierenden Fehler und Gefahren beschreibt, sicher ein Wesenszug, den man als „typisch“ zwillingshaft annehmen kann.
Damit wird auch das vorliegende gradastrologische Werk wohl sicher nicht der Weisheit letzter Schluss im Bereich der Deutung der Tierkreisgrade sein, ebenso wenig wie die anderen, bereits vorliegenden Werke zur Gradastrologie, doch stellt es eine wesentliche Bereicherung für jeden Astrologen dar, der einzelne Tierkreisgrade deutet und ernsthaft daran interessiert ist, die Bedeutung der einzelnen Tierkreisgrade zu erkennen. Und nur eine umfassende Kenntnis der möglichen Bedeutungen eines Grades ermöglicht eine verantwortungsvolle Deutung, die mit einer großen Wahrscheinlichkeit zutrifft.
Als ein Beispiel, dass die alleinige Arbeit mit einem einzigen gradastrologischen Werk auch auf einen Irrweg führen kann, sei ein Grad der Sabischen Symbole genannt, der Deuter bis heute verzweifeln lässt, da er so durchweg negativ ist, 4°-5° Krebs: „Ein Auto wird vom Zug zermalmt.“ Auch für diesen Grad sollte ja gelten, was wir eingangs für Saturn festgestellt haben: eine einseitig positive oder negative Sichtweise ist notwendigerweise unvollständig und beschreibt nur eine Seite der Medaille.
Das Symbol für den gleichen Grad liest sich bei Kozminsky folgendermaßen: „Ein Mann sitzt auf einem Stein in einem vor kurzem florierendem Goldabbaugebiet, neuen Pickel und Schaufel neben sich, und liest betrübt in der Zeitung von Goldfunden der näheren Umgebung.“
Die Monomörie besagt: „Eine Frau, die einen Mann erwartet: Gefahr, in der Jugend verführt zu werden. Kummer durch Frauen.“
Und schließlich Sepharial: „Ein junger Baum oder Setzling kommt aus dem Lot und wächst daraufhin schief.“
Nun, in der Zusammenschau ergibt sich ein recht differenziertes Bild für dieses Symbol: Anscheinend besteht die Gefahr, durch Leichtsinn, Unachtsamkeit oder Irreführung vom rechten Weg abzukommen und dadurch Schaden zu erleiden. Erfährt man rechtzeitig davon, so mag so ein Symbol als Warnung dienen, sich nicht auf Wege verlocken zu lassen, die zwar auf den ersten Blick vielversprechend erscheinen, sich jedoch mehr als Verführung denn als echte Führung erweisen würden. Damit fordern diese Symbole in der Zusammenschau zu Achtsamkeit und Vorsicht auf und warnen vor überstürzten Handlungen. Das Kozminsky-Symbol beschreibt hierbei insbesondere den Aspekt der Verlockung und Verführbarkeit, der einen blind für Bedenken macht: dieser Aspekt ist aus keiner der anderen Gradbeschreibungen ersichtlich, und so kann gesagt werden: diese Symbole von Kozminsky sind unverzichtbar, wenn man ein rundes Bild eines Tierkreisgrades gewinnen möchte. Arbeitet man bisher bereits mit den Sabischen Symbolen, kann das vorliegende Werk dazu dienen, ein Sabisches Symbol in seiner Bedeutung zu erhellen und zu verfeinern. Ebenso wie die Sabischen Symbole kann aber Kozminskys „Tierkreissymbolik“ auch allein bestehen, und ist dann ebenso erhellend, wie es die Sabischen Symbole allein sind, und gehört deshalb in den Bücherschrank eines jeden Astrologen, der gradastrologisch arbeitet. (…)
Ergänzend zu den Symbolen gibt Kozminsky immer noch den planetaren Einfluss an, unter dem ein Symbol steht. Dies lässt, bereits bevor man das Symbol gelesen hat, eine Ahnung davon bekommen, in welche Richtung das Symbol zu deuten ist, aber auch die Beschreibung lässt sich dadurch oftmals besser verstehen. Dies soll aber nicht wieder zu Vorurteilen verleiten, denn auch unter Saturn stehende Symbole können sehr vorteilhaft gelebt sein, und solche, die der Venus angehören, durchaus auch weniger erstrebenswert erscheinen. Als Hinweis, unter welchem Hauptthema ein Symbol steht, ist die Angabe des planetaren Einflusses durchaus hilfreich.
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