Bernd A. Mertz (1924-1996) war einer der bedeutendsten deutschen Astrologen der Nachkriegszeit. Sein Interesse an Psychologie, das er als Dramaturg, Regisseur und Journalist entwickelte, verband ihn später viele Jahre mit der Astrologie. Sein Lebenswerk umfasst 50 astrologische Bücher, die zum Teil beträchtliche Auflagen erreichten. Das vorliegende Buch zeichnet die wichtigsten Stationen seines Lebens nach. Die Autorin, über 40 Jahre mit Bernd A. Mertz verheiratet, zeigt wie er sich als Skeptiker allmählich der Astrologie zuwandte. Diese Biographie schildert in lebhafter Sprache ein höchst interessantes und ausgefülltes Leben für die Astrologie.
Erste Begegnung mit dem eigenen Horoskop
Die erste Begegnung mit dem eigenen Horoskop war ein totaler Fehlschlag und nicht geeignet, die Neugier auf weitere Kenntnis zu wecken. Es war der Sommer 1954 in Berlin West. Eine Gruppe junger Schauspieler unter der Leitung und Regie von Bernd A. Mertz war mit Enthusiasmus, viel Mut und Selbstvertrauen dabei, in diesen beruflich schwierigen Jahren mit eigener Initiative zu überleben. Da in jedem Theaterstück auch ältere Personen auftreten können, kam eine »alte« Schauspielerin in unser Ensemble. »Alt« hieß in ihrem Fall, dass sie im Jahrgang unserer Mütter, nämlich 1900 geboren war.
Fröhlich, leicht überdreht und zutraulich sagte sie sehr bald, sie brenne darauf, unsere Horoskope zu stellen, das müsse doch hochinteressant sein. Bernd war durchaus bereit und wir gaben ihr unsere Geburtsdaten. »Ach, du meine Güte!«, war ihr erster Aufschrei, »Krebs und Zwilling: Ach, du meine Güte!«
Es sollte nicht ihr letzter Aufschrei bleiben.
Am nächsten Tag breitete sie unter vielen »Also sowas! Na, ich muss schon sagen! Sowas! Meine Güte!«, zwei ziemlich verschmierte Zettel auf dem Tisch aus. Zettel mit einem Tellerkreis, sonderbaren Figürchen drin, Strichen kreuz und quer, Zahlen und Kritzeleien am Rand. Eine zerlesene Kladde zum Nachschlagen lag auch noch da.
»Also Bernd! Ich trau' mich es gar nicht zu sagen! Ihr Horoskop ist eine Ka-ta-stro-phe! Lauter Quadrate und Oppositionen! Und Ihr Saturn! Schlimm, Ihr Saturn!«
Das klang nicht gerade ermutigend in einer Zeit, die von der Existenz her schon nicht leicht war.
»Also die nächsten Jahre – ich kann nicht sagen, dass es besser wird. Dieser Saturn! Aber im Alter … «
»Also die nächsten Jahre – ich kann nicht sagen, dass es besser wird. Dieser Saturn! Aber im Alter ...« fröhlicher Aufschrei, »also im Alter, da geht es Ihnen gut!« Bernd war genau 30 Jahre alt.
Wir mochten die Kollegin sehr, gingen öfter zu ihr hin, in der stillen Hoffnung, die verschmierten Zettel würden bald bessere Aussichten für Bernd prophezeien und bei mir endlich den Morgendunst der Karriere ankündigen – leider umsonst.
Dabei war sie eine bemerkenswerte Person und hatte als »Garderoben-Astrologin« in Theaterkreisen in der Kriegszeit viel heimlichen Zuspruch gehabt. Astrologische Literatur war damals verboten, es gab sie auch kaum. So hatte sie große Teile der Ephemeriden auswendig gelernt und besaß die Fähigkeit, Positionen und Aspekte der Planeten visuell vor sich zu sehen. Dabei kniff sie die Augen zusammen und überlegte laut: »Ja, der Mars könnte jetzt ... nein, noch nicht. Vielleicht ist über Merkur mal ein Erfolg zu sehen ... ja, Merkur – nein, doch nicht. Ach, es ist eine Katastrophe bei Bernd! Aber bei Christi müsste sich jetzt der Erfolg zeigen .... müsste!«
Also er zeigte sich sehr zurückhaltend – der Erfolg. Wir gingen aber gern zu ihr, vielleicht deshalb, weil wir bei ihren Hiobsbotschaften zum Schluss immer alle herzlich lachen mussten.
Wenn wir nach beruflichen Rückschlägen deprimiert waren, ermunterte uns der Vater meines Mannes: »Vielleicht sieht Eure Pythia heute was Besseres in den Sternen!«
»Pythia« blieb ihr Name …
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